Diego Pinera
Der in Uruguay geborene Jazz-Schlagzeuger und Komponist ist für seine virtuose Technik und seine rhythmische Komplexität bekannt. Er studierte in Havanna, Boston und Leipzig, was seine Musik stark durch eine Vielfalt von Einflüssen wie afrokubanische Rhythmen, Latin, Jazz und moderne Jazztradition prägte. Neben seiner Arbeit als Performer ist er auch als Musikpädagoge tätig und lehrt an verschiedenen Institutionen. Diego Pinera gilt als einer der führenden Jazz-Schlagzeuger seiner Generation, dessen kreativer Stil weltweit Anerkennung findet.
Veröffentlichungen
Odd Wisdom
17,50 €*
Diego Pinera - Odd WisdomCD / digital
Diego Pinera drums Donny McCaslin saxophone Ben Monder guitar Scott Colley bass
Diego Pinera ist ein Meister der Rhythmik. Diese wurde ihm bereits in die Kinderschuhe gelegt. In Montevideo, Uruguay, geboren und aufgewachsen hat der Schlagzeuger die lateinamerikanischen Musik verinnerlicht, ist dann aber einen entscheidenden Schritt weitergegangen: Pinera wollte erforschen, wie die Latin-Rhythmik den amerikanischen und europäischen Jazz beeinflusst hat. So zog es ihn an das Berklee College of Music nach Boston sowie an die Hochschule für Musik und Theater Leipzig, wo er bei Größen wie Danilo Pérez, Changuito oder Bob Moses studierte.
Rhythmik neu zu denken und traditionelle Muster weiterzuführen, sie vor allen aber dem zeitgenössischen Jazz einzuverleiben - das ist seitdem Pineras Ding. Gerade die „krummen Takte“ haben es ihm dabei angetan. Die Kunst, diese ganz selbstverständlich klingen zu lassen hat er bereits auf seinem Album „Despertando“ gezeigt. Hier besinnt er sich vor allem der Musik seiner südamerikanischen Heimat und „bereichert den Latin-Jazz mit frischen Farben und delikaten Rhythmen“, wie das Fono Forum feststellte.
Gerade mit US-Amerikanern sucht Pinera immer wieder den Austausch. Eindrucksvoll ist ihm das auf „My Picture“ mit dem Saxofonisten Mark Turner sowie Bassist Ben Street gelungen. Für das Album erhielt er 2017 den ECHO Jazz als „bester Schlagzeuger“. Mit „Odd Wisdom“ geht Pinera nun einen Schritt weiter und verfeinert sein rhythmisches Konzept, zeigt sich aber auch als findiger Komponist. Wieder ging es nach New York und hier traf er auf ein All-Star-Team der dortigen Szene um im Quartett improvisatorisch die Weisheit der krummen Takte musikalisch zu ergründen.
Da ist am Saxofon Donny McCaslin, der sich schon in den Achtzigerjahren bei Gary Burton einen Namen machte, sich in den Orchestern von Gil Evans, Maria Schneider oder George Gruntz sozusagen Wettkampfhärte holte, seit 1998 kontinuierlich eigene Alben mit berühmten New Yorker Kollegen macht und zuletzt weit über den Jazzbereich hinaus als Begleiter von David Bowie auf dessen letztem Album „Blackstar“ Aufmerksamkeit erregte. Am Kontrabass wirbelt Scott Colley, einer der gefragtesten Begleiter, der in den Rhythmusgruppen von Stars wie Roy Hargrove, John Scofield, Mike Stern, Chris Potter oder Herbie Hancock arbeitete und arbeitet. Komplettiert wird diese Supergroup von Ben Monder, mit über 70 Einspielungen als Sideman wie als Leader so präsent wie kaum ein anderer Jazzgitarrist, nicht nur als Teil der New Yorker Szene, sondern auch mit Europäern wie Joris Dudly, Kristjan Randalu oder Theo Bleckmann.
Bei solch potenter Unterstützung ist klar, dass „Odd Wisdom“ alles andere als akademisch klingt. Schon beim Auftakt „Clave Tune“, Pineras eigenwilliger Kombination des klassischen afro-kubanischen Clave-Rhythmus mit polyrhythmischen Groove-Elementen, darf jeder mit einem mitreißenden Solo die Weichen auf genussvollen Jazz stellen. Auf „Robotic Night“ experimentiert Pinera erstmals mit elektronischen Sounds, was in der Mischung vieler freier Passagen mit metallisch federnden Beats und weichen Melodielinien der akustischen Instrumente einen faszinierenden Flow ergibt, der in die Beine geht. Selbst „Mi Cosmos“, wo Pinera sich von der ungeraden südosteuropäischen Metrik eines Béla Bartók inspirieren ließ, bekommt durch die über die wirbelnde Perkussion gezogenen Linien McCaslins eine unerwartete Ruhe. Geradezu zum Schwelgen in allen klassisch-modernen Jazz-Feinheiten verführt die Adaption von Thelonious Monks „Blue Monk“, der einzigen Fremdkomposition des Albums.
Und auch auf den restlichen Tracks bestätigen die amerikanischen Stars tatkräftig Pineras zunächst verblüffende Begründung seiner Liebe zur krummen Metrik: „Sie verleiht meiner Musik Leichtigkeit“. Das kann man definitiv „odd wisdom“ nennen.Credits:
Music composed by Diego Pinera except Blue Monk composed by Thelonious Monk, arranged by Diego Pinera Recorded and rough mix by Chris Sulit at Trading 8s Recording Studio, New Jersey (NYC), February 07, 2020 Final mix and mastering by Klaus Scheuermann Produced by Diego Pinera
Despertando
17,50 €*
Diego Pinera - DespertandoCD / digital
Diego Pinera drums, percussion & steel drum Tino Derado piano & accordion Omar Rodriguez Calvo bass Daniel Manrique-Smith flutes Julian Wasserfuhr trumpet & flugelhorn Es war das „Erwachen“ (Despertando) einer kleinen Sehnsucht, die Diego Pinera zur Aufnahme dieses Albums inspirierte. Nach über 17 Jahren, seit er seine Heimat Uruguay verlassen hat, kehrt er zurück zu jenen Wurzeln und Einflüssen, die ihn geprägt und zu dem Musiker von heute gemacht haben.Das ACT-Debüt des 2017 mit dem ECHO Jazz als bester Schlagzeuger prämierten Pinera ist ein rückblickendes aber auch vorwärtsgewandtes Künstlerporträt. Pinera schwelgt nicht in nostalgischen Heimaterinnerungen, vielmehr erfindet er seinen Sehnsuchtsort neu. All seine Begegnungen mit der Musik Lateinamerikas und der Bandbreite des Jazz dienen ihm als künstlerischer Filter für die Kompositionen und Arrangements auf „Despertando“. Pineras Stückauswahl und Personalstil aus einem avanciert rhythmischen Spielkonzept, einem Jazz-Sound mit Latin-Touch und der Freiheit der Improvisation verschmelzen auf diesem Album zu einer charakterstarken Signatur.Mit „Despertando“ hat der 1981 in Montevideo geborene Diego Pinera ein komplementäres Gegengewicht zu seinem von der Fachpresse hochgelobten Vorgängeralbum „My Picture“ mit Mark Turner und Ben Street geschaffen. Lag der Fokus bei der in New York entstandenen Produktion auf dem Moment der Improvisation und einer freien, avantgardistischen Spielhaltung, konzentriert sich Pinera auf „Despertando“ stärker auf seine rhythmischen Facetten und lateinamerikanische Prägung. Dies verdeutlicht schon der Album-Opener „Osvaldo por Nueve“ in mehrerer Hinsicht: Die Hommage an seinen frühen Lehrmeister Osvaldo Fatturoso besinnt sich auf den folkloristischen, in Uruguay populären Candombe. Die komplexe Leichtigkeit eines virtuosen Schlagzeugers sowie die perkussionsartige Orchestrierung seines Drumset verleihen dem Stück eine besondere Stilnote.„Ich wollte herausfinden, wie diese ‚alten‘ Songs klingen, wenn ich sie als der Diego von heute spiele.“ Die Originale von Gato Barbieri und Ernesto Lecuona sind als kultureller Querverweis nach Argentinien und Kuba (wo er in Havanna studierte) zu verstehen. Eine weitere persönliche und kulturelle Notiz hat Pinera mit „Yakarito Terere“ hinterlassen. Diese Komposition seines Vaters ist inspiriert von einer Kindheitserinnerung, den regelmäßigen Ausflügen ins Hinterland von Montevideo. Auch die Auseinandersetzung mit der Jazztradition, wie bei Sonny Rollins‘ Karibik inspirierten Titel „St. Thomas“ und Ellingtons Caravan, stellt für Pinera die Möglichkeit dar, bewährtes in ein neues, in sein eigenes, Licht zu stellen. Das Titelstück „Despertando“ verdeutlicht, neben seiner instrumentaltechnischen Virtuosität, eine weitere Stärke Pineras: sein Feingefühl für in sich ruhende Balladen. Hier trifft das Flair einer Jazzballade á la Miles Davis auf ein argentinisch gefärbtes Akkordeon und das folkloristisch anmutende Schlagzeug.Wie Diego Pinera stehen auch seine Mitmusiker in einem künstlerischen Spannungsfeld verschiedener Musikeinflüsse. Tino Derado gehört zu einem gefragten Mitglied der Jazz- und Latin-Szene, pflegt insbesondere zu vielen Protagonisten aus New York einen engen Kontakt. Als gebürtiger Kubaner ist Omar Rodriguez Calvo als Bassist nicht nur prädestiniert für ein solches Projekt, sondern auch seine große Erfahrung im Jazz (u.a. als Mitglied des Tingvall Trios) macht ihn zu einem wertvollen Mitglied. Mit dem Flötisten Daniel Manrique-Smith mit peruanischen Wurzeln und dem deutschen Modern-Mainstream-Trompeter Julian Wasserfuhr setzen zwei Gäste auf „Despertando“ persönliche Akzente. Die spezielle Chemie unter den Musikern und ihr außerordentliches Können verleihen der Musik eine besondere Frische und Leichtigkeit, in der musikalische Komplexität sowie Virtuosität subtil bleiben. Und so ist mit „Despertando“ ein Latin-Jazz in eigenständiger, tiefgründiger Gestalt entstanden, fernab von Folklore, Fassade und Klischee. Credits:
Produced by Siggi Loch Recorded by Klaus Scheuermann at Hansa Studios Berlin, April 24 -25, 2017 Assistant: Nanni Johansson Mixed and mastered by Klaus Scheuermann The Art in Music: Cover art by Nathan Carter, Fascinator For For Gene Genie, 2016 Acrylic on aluminum, 74 x 63.25" / 188 x 160.7cm Courtesy of the artist and Casey Kaplan, New York