nennt der Berliner „Tagesspiegel“ den Schweden Magnus Lindgren. In dessen kontrastreichem Spiel auf Querflöte, Saxofon und Klarinette trifft weiche, soul-getränkte Melodiösität auf frischen, virtuosen Jazz-Spirit.
Als langjähriges Mitglied der Nils Landgren Funk Unit ist Lindgren tief im Groove verwurzelt, als Gegenüber von Till Brönner beherrscht er aber genau so sämtliche Facetten des Modern Mainstream Jazz und auch Latin-, Pop- und Klassik-Elemente gehören fest zu seinem musikalischen Vokabular.
Darüber hinaus ist Magnus Lindgren einer der gefragtesten Arrangeure der europäischen Jazz-Szene – von der knackigen Horn-Section bis zum Symphonieorchester.
Magnus Öström - e.s.t. 30CD / Vinyl / digital
Magnus Öström drums
Dan Berglund double bass
Magnus Lindgren tenor saxophone, flute
Joel Lyssarides piano
Verneri Pohjola trumpet
Ulf Wakenius electric guitar
Was bleibt, ist Liebe… Im Jahr 1993 gründeten die drei Schweden Esbjörn Svensson, Dan Berglund und Magnus Öström die Band e.s.t.. Svensson und Öström kannten einander seit der Kindheit und ihren ersten gemeinsamen musikalischen Gehversuchen. Und keiner der Drei ahnte, dass e.s.t. zur einflussreichsten europäischen Jazzband der Nullerjahre werden sollte. Vermutlich wussten sie zum Zeitpunkt ihrer Gründung noch nicht einmal, dass sie eine „Jazz“-Band waren. Alles was sie wollten, war Musik zu spielen, die Ihre Leidenschaften vereinte: Rock, Pop, Klassik, Folk, Improvisation. In den folgenden 15 Jahren spielten e.s.t. tausende Konzerte auf der ganzen Welt, veröffentlichten zehn Studioalben und mehrere Liveaufnahmen, gewannen Auszeichnungen und goldene Schallplatten. Wir alle wissen, wie diese Geschichte endet.Oder hat sie jemals geendet? Wird sie jemals enden? Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums von e.s.t. kamen Magnus Öström und Dan Berglund mit ihren engen musikalischen Freunden Joel Lyssarides, Magnus Lindgren, Verneri Pohjola und Ulf Wakenius für zwei große Konzerte in der Kölner Philharmonie und der Stockholmer Filadelfia Kirche zusammen, um einige der schönsten Stücke des zeitlosen e.s.t. Repertoires zu spielen. Und so wie hier hat man diese noch nicht gehört: Die sechs Musiker, allesamt international vielbeachtete Solokünstler, widmen sich den Kompositionen behutsam und zärtlich, bewahren ihre ikonischen Melodien und Rhythmen, öffnen aber auch immer wieder ganz neue, von Wärme und Licht durchflutete Räume. Füreinander und für das Publikum, welches mit entrücktem Schweigen und frenetischem Schlussapplaus reagiert.Magnus Öström spricht darüber, wie es sich anfühlt, diese Musik heute zu spielen: „Die Emotionen sind vielschichtig, sie haben das Spektrum eines ganzen Lebens. Zunächst fühlt es sich an wie nach Hause zu kommen. Dabei schwingen Freude, Dankbarkeit, aber natürlich auch Traurigkeit mit. Es fühlt sich fast schon surreal an und gleichzeitig wie das Natürlichste auf der Welt. Und irgendwie kann man gar nicht aufhören, darüber zu staunen, wie großartig diese Musik ist. Esbjörns Kompositionen und unsere gemeinsamen Arrangements im Trio fühlen sich einfach zeitlos an.“ Und er betont: „Unterm Strich wird immer wieder klar, dass diese Musik gespielt werden und nicht in einer Schublade verschwinden sollte."e.s.t. 30 gelingt der Zoom aus der maximalen Entfernung hin zur größtmöglichen Nähe. Von der totalen Stille und Schwerelosigkeit des Alls im Opener „From Gagarins Point Of View“ bis zum tiefsten Inneren der menschlichen Seele im Stück „Believe, Beleft, Below“, oder wie es in der späteren Vokalfassung heisst: „Love is Real“. If we meet again, I’d tell you how I feel, I’d tell you from the start, I’d tell you love is real.
Was bleibt, ist Liebe.
Magnus Lindgren & John Beasley - Butterfly EffectCD / digital
Magnus Lindgren flute, tenorsaxophone, clarinet John Beasley piano
Kleiner Impuls, große Wirkung - dafür steht der Begriff „Butterfly Effect“.Schon der Flügelschlag eines Schmetterlings an einem Punkt der Erde kann eine Kette von Ereignissen auslösen, die an einem weit entfernten Ort gewaltige Veränderungen zur Folge haben. Im Falle des Duos von Saxofonist, Flötist und Klarinettist Magnus Lindgren und Pianist John Beasley ist der Ausgangspunkt für diese Kette von Ereignissen das kleinst-mögliche Format musikalischer Interaktion: Das Duo.Die elf Eigenkompositionen und eine Bearbeitung des Beatles-Klassikers „Come Together“ erzeugen kleine musikalische Welten, die Lindgren und Beasley gemeinsam erkunden und gestalten. Man könnte dies auch Echtzeit-Arrangieren nennen, also die Beschleunigung der Kunst, für die Lindgren und Beasley seit Jahren weltberühmt sind. Beide zählen zu den wichtigsten und gefragtesten Arrangeuren in Jazz und populärer Musik und gleich ihr erstes gemeinsames Album „Bird Lives“ wurde mit einem GRAMMY ausgezeichnet und weitere drei Mal nominiert.Wie bei „Bird Lives“ liegt auch der Reiz von „Butterfly Effect“ in den vielfältigen Perspektiven seiner Protagonisten. Magnus Lindgren, zuhause in Schweden, schöpft aus der Tiefe europäischer Klassik, der Freiheit des Jazz und der Emotionalität von Soul und Pop. Der Amerikaner John Beasley vereint die imaginative Kraft von Film- und TV-Soundtracks aus seiner Feder mit der Erfahrung aus der Zusammenarbeit mit Stars wie Miles Davis, Freddie Hubbard, Steely Dan oder Dianne Reeves und einem eindrucksvollen Background aus Bigband Arrangements und Kompositionen. „Butterfly Effekt“ wirkt wie ein Destillat aus all diesen Einflüssen. Und zugleich zeigt das Album eine ganz andere Seite von Lindgren und Beasley, jenseits ihrer Arbeit mit großen Orchestern und Big Bands. Man merkt ihnen die Freude an der Leichtigkeit und Spontanität der kleinen Besetzung an - eine Freude, die sich unmittelbar auf die Zuhörer überträgt. Credits:Produced by the artists
Jazz at Berlin Philharmonic XII: Sketches of MilesCD / Vinyl / digital
Theo Croker Quartet
Theo Croker trumpet & leader
Danny Grissett piano
Joshua Ginsburg double bass
Gregory Hutchinson drums
Magnus Lindgren conductor
Tenor saxophone on So What
Flute on All Blues
Members of the Berliner Philharmoniker
Michael Hasel & Egor Egorkin flute
Matic Kuder, Andraž Golob & Manfred Preis clarinet
Markus Weidmann bassoon
Andrej Žust & Sarah Willis horn
Guillaume Jehl, Lennard Czakaj & Marc Ullrich trumpet
Olaf Ott, Thomas Richter & Susann Ziegler trombone
Peter Kanya tuba
Guests: Matic Kuder, Marc Ullrich, Thomas Richter, Susann Ziegler
Karajan-Akademie: Lennard Czakaj, Peter Kanya
Wenn Louis Armstrong bis heute die wohl bekannteste Jazzlegende weltweit ist, dann gebührt Miles Davis der Titel des größten Genies und Erneuerers dieser Kunstform. Der 1926 in St. Louis geborene Trompeter war ein Charakterkopf, Visionär und Vordenker, der dem modernen Jazz seit der Erfindung des Bebop in den frühen 1940er Jahren, an der er als 19-jähriger schon beteiligt war, immer wieder neue, entscheidende Impulse gegeben hat. Der Hitze des Bebop setzte er 1949 den Cool Jazz entgegen. Als die bahnbrechenden Aufnahmen aus dieser Zeit, erst 1957, auf „Birth of the Cool“ veröffentlicht wurden, läutete Miles Davis zusammen mit dem kongenialen Arrangeur Gil Evans bereits die nächste kleine Revolution in Form des „modalen Jazz“ ein. In kurzer Folge entstanden zwischen 1957 und 1959 mit „Miles Ahead“, „Milestones“ und „Kind of Blue” drei epochale Alben in diesem Stil, wobei letzteres als das erfolgreichste Jazzalbum aller Zeiten in die Musikgeschichte eingehen sollte. Zu diesem Zeitpunkt war Miles Davis gerade Anfang 30 und er vermochte es mit Hard-Bop, Fusion-Jazz und Jazz-Rock seiner Kunst immer wieder neue Richtungen zu geben. Darüber hinaus hatte Davis ein untrügliches Gespür für Talente. Während seiner gesamten Karriere holte er sich stets die besten aufstrebenden Musiker in seine Bands. Sie wurden dann selbst zu Stars: John Coltrane, Sonny Rollins, Bill Evans, Wayne Shorter, Herbie Hancock, Tony Williams, Ron Carter, Keith Jarrett, Joe Zawinul und viele mehr. Als er 1991 mit nur 65 Jahren in Santa Monica starb, war er zu einem der einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts geworden.
In der Berliner Philharmonie ist Miles Davis 1964 beim ersten Jazzfest Berlin aufgetreten und war dort insgesamt achtmal der Stargast. In Erinnerung daran und 30 Jahre nach seinem Tod hat Siggi Loch, der Kurator von „Jazz at Berlin Philharmonic“, diesem genialen Musiker mit “Sketsches of Miles“ ein musikalische Denkmal gesetzt. Der Geist von Miles Davis wehte am 27. November 2021 erneut durch die heilige Halle und hat die Mitwirkenden dieses besonderen Konzertabends beflügelt. Große Fußstapfen, die das Theo Croker Quartet und die Mitglieder der Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Magnus Lindgren zu füllen wussten und eine schillernde Hommage an die Jazz-Ikone auf die Bühne brachten. Wie alle “Jazz at Berlin Philharmonic“-Konzerte war auch diese Besetzung ein einmaliges Ereignis. Das zweiteilige Programm war im ersten Teil auf Highlights aus Miles Davis’ Band-Einspielungen fokussiert, ehe dann im zweiten Teil die Mitglieder der Berliner Philharmoniker mit dem Theo Croker Quartet auf der Bühne standen, um gemeinsam drei eigens für den Abend arrangierte Suiten aus den Orchesteralben „Miles Ahead“, „Porgy and Bess“ sowie „Sketches of Spain“ aufzuführen. Als Trompeter an einer Hommage an Miles Davis mitzuwirken, kann einschüchternd sein. Doch Theo Croker meistert die Herausforderung eindrucksvoll. 1985 in Florida geboren gehört er heute zu den meistbeachteten Jazzmusikern seiner Generation. Die Süddeutsche Zeitung nannte ihn einen „Visionär des Post-Hip-Hop-Jazz“ und attestierte ihm ein „geschicktes Gespür für die gesamte afroamerikanische Musikgeschichte“. Croker bringt vieles mit, was Miles Davis auszeichnete. Im Rücken hat er an diesem Abend eine exzellente Band: Pianist Danny Grissett spielt unter anderem seit 2006 in der Band von Tom Harrell und hat bereits sechs eigene, vielbeachtete Alben veröffentlicht. Bassist Joshua Ginsburg ist seit fast zwei Jahrzehnten eine feste Größe der New Yorker Jazz-Szene. Der 51-jährige Schlagzeuger Gregory Hutchinson schließlich hat bereits mit fast allen Größen des Jazz gespielt und gilt dem Jazz Magazine zufolge als „der Drummer seiner Generation“. Offen für Neues sind auch die Mitglieder der Berliner Philharmoniker, die sich neben ihrer Arbeit beim „besten symphonischen Orchester der Welt“ immer wieder in unterschiedlichsten Kleinbesetzungen in neue musikalische Abenteuer stürzen. Unter der Leitung von Magnus Lindgren und an der Seite des Theo Croker Quartet lassen sie den „sinfonischen“ Miles Davis erklingen. Lindgren gilt als Spezialist für Jazz-Klassik-Crossover-Projekte. Erst kürzlich hat sich der Schwede in das Werk eines anderen Granden des Jazz eingefühlt. Mit der SWR Big Band und John Beasley hat Lindgren mit „Bird Lives“ Charlie Parker musikalisch auferstehen lassen. Auch zeichnet er sich als Arrangeur des Abends aus, in Zusammenarbeit mit seinem Landsmann Hans Ek, bekannt als Schöpfer der E.S.T. Symphony. „Sketches of Miles“ - ein Abend mit Nachhall. Gemeinsam wandeln das Theo Croker Quartet, die Mitglieder der Berliner Philharmoniker und Magnus Lindgren auf den Spuren des Meisters und hinterlassen mit diesem Konzert ihre eigenen.Credits:
Music arranged by Magnus Lindgren (Tracks 01, 03, 04) and Hans Ek (Tracks 02, 03)
Curated and produced by Siggi Loch
Live at Philharmonie Berlin, 27 November 2021
Recorded, mixed and mastered by Klaus Scheuermann
Cover art by SHOSHU / ACT Art Collection
Jazz at Berlin Philharmonic XIII: Celebrating Mingus 100CD / digital
Magnus Lindgren baritone saxophone, bass clarinet, leader & arranger
Georg Breinschmid double bass, leader & arranger
Tony Lakatos tenor saxophone
Jakob Manz alto saxophone
Matthias Schriefl trumpet
Shannon Barnett trombone
Gregory Hutchinson drums
Danny Grissett piano
Camille Bertault vocals
Am 22. April 2022 wäre Charles Mingus 100 Jahre alt geworden. Obwohl der Kontrabassist selten in einem Atemzug mit Louis Armstrong, Charlie Parker oder Miles Davies genannt wird, ist seine Bedeutung für die improvisierte Musik nicht geringer zu schätzen. Er konnte wütend, sogar gewalttätig sein, aber auch liebevoll und zärtlich, und all diese Aspekte seines komplexen Charakters hört man in seiner Musik. Mingus sagte einmal selbst über sich: „Ich versuche, die Wahrheit dessen zu spielen, was ich bin. Das ist deshalb so schwierig, weil ich mich ständig verändere.“ Extreme der Emotionen sind der Kern von Mingus' Musik und sie spiegeln sich in seinen sechs Kompositionen wider, die hier auf „Jazz at Berlin Philharmonic XIII - Mingus 100“ zu hören sind. Das Konzert am 13. April 2022 war eine der Hauptveranstaltungen anlässlich des Künstlerjubiläums und fand in der von Siggi Loch kuratierten Konzertreihe statt. Die neun Musiker, die auf der Bühne standen und die sich vor diesem Projekt größtenteils nicht kannten, haben ihr ganzes musikalisches Wesen in dieses Projekt eingebracht und sind dabei dem Geist von Mingus und seiner einzigartigen Art, Trotz und Widerspruch auszudrücken, treu geblieben. Die ersten Klänge des Live-Mitschnitts stammen von dem österreichischen Bassisten Georg Breinschmid. Er ist einer der Co-Leader des Projekts und stellt in Mingus-Manier unverblümte Attacke und streichelnde Zärtlichkeit einander gegenüber, wenn sein Bass „Jelly Roll“ einleitet. „Georg ist ein wunderbarer Kommunikator und ein hervorragender Bassist“, sagt der andere Leiter des Abends, der schwedische Multiinstrumentalist und Arrangeur Magnus Lindgren. Breinschmids Geschichte ist bemerkenswert: Bis zu seinem 25. Lebensjahr ist er einen traditionellen Weg gegangen. Als junger, hochkarätiger klassischer Kontrabassist war er bereits ordentliches Mitglied der Wiener Philharmoniker geworden, eine Rolle, die ihm ein Leben lang sicher war. Aber dann kehrte er dieser Welt den Rücken und geht seither seinen eigenen Weg als Musiker, der im Jazz und in der Wiener Popularmusik verwurzelt ist. Seine Leidenschaft für Mingus wurde schon früh geweckt und hat ihn bis heute nicht losgelassen. „Als ich als Vierzehnjähriger mit dem Bassspielen anfing, haben mich sein Sound, die Kompositionen, das Gesamtpaket sehr geprägt. Es kommt so vieles zusammen“, sagt er. Breinschmid und Magnus Lindgren hatten zuvor noch nicht zusammengearbeitet, aber ihr gegenseitiges Verständnis und ihr Respekt wuchsen im Laufe der Zusammenarbeit: „Magnus ist ein großartiger Musiker“, sagt Breinschmid. „Ein virtuoser Multiinstrumentalist, ein erfahrener Arrangeur, ein großartiger Künstler. Er hat immer ein Gespür für das gesamte Ensemble und dafür, wie es am besten funktionieren wird.“ Lindgren, der eher für das Alt- und Tenorsaxofon sowie die Flöte bekannt ist, ist hier hauptsächlich auf seinem alten Selmer-Baritonsaxophon zu hören, aber auch auf der Bassklarinette. Wie Breinschmid fühlte sich Lindgren ebenfalls schon früh zu den Kompositionen von Mingus hingezogen, was durch eine enge Zusammenarbeit mit Steve Slagle, einem der führenden Köpfe der Mingus Big Band in den 1990er Jahren, noch verstärkt wurde. Über seine Rolle als Instrumentalist der Mingus-Hommage sagt der Schwede: „Ich liebe Pepper Adams - und es macht Spaß, Bariton zu spielen.“
„Wenn Charlie von Lester spricht...“ Es war Joni Mitchell, die Mingus' wunderschönes Klagelied zum Tod von Lester Young, „Goodbye Pork Pie Hat“, auf ihrem „Mingus“-Album in englische Worte fasste. Der Kontext ist hier ein anderer, ebenso wie die Sprache. Aus dem Mingus'schen polyphonen Chaos erhebt sich die eindringliche Gesangsstimme des französischen Gesangsstars Camille Bertault. Die von ihr geschriebenen Lyrics beschwören die Verlustgefühle von Charles Mingus herauf. Dann erhebt sich ihre Stimme wie von Zauberhand wortlos, und wenn sie den letzten Ton ganze fünfzehn Sekunden lang hält, ist das eine atemberaubende Tour de Force an Gelassenheit und Kontrolle. Sie ist auch für die neuen und aufreizend rätselhaften Worte für „Self-Portrait in Three Colours“ verantwortlich. „Jazz at Berlin Philharmonic XIII – Celebrating Mingus 100“ präsentiert weitere starke Stimmen. Zwei US-Amerikaner bilden das Herz der Band: Pianist Danny Grissett ist seit fast zwei Jahrzehnten in der New Yorker Jazzszene aktiv und war Mitglied der Mingus Big Band. Schlagzeuger Gregory Hutchinson hat in unzähligen Kontexten gearbeitet, nicht zuletzt im Joshua Redman Quartet von 1998 - 2001. Daneben sind zwei Musiker vertreten, die Deutschland zu ihrer Heimat gemacht haben: Der Tenorsaxophonist Tony Lakatos ist seit seiner Übersiedlung von Ungarn nach Deutschland im Jahr 1980 auf über 300 Alben zu hören und war bis 2021 eine feste Größe in der hr-Bigband. Der starke Ton und die Improvisationsfähigkeit der in Australien geborenen und heute in Köln lebenden Posaunistin Shannon Barnett erweisen sich in diesem Kontext ebenfalls als ideal. Die deutsche Heimmannschaft des Abends bilden der Trompeter Matthias Schriefl und der junge Saxophonist Jakob Manz. Voller Hingabe, überbordender Energie und mit waghalsigen Spielfertigkeiten werfen die beiden alle Klischees über deutsche Ordnung und Disziplin über Bord. Dies ist leidenschaftliches Musizieren auf höchstem Niveau.
Mingus Musik war ein Wechselbad der Gefühle und Stimmungen. All die menschlichen Emotionen von Wut, Angst und Traurigkeit bis hin zu Hoffnung, Freude und Liebe finden sich bei ihm wieder. Das macht sein Schaffen heute immer noch aktuell. Während Mingus' Asche dem Ganges anvertraut wurde, erwachte sein unverwüstlicher Geist in einem bewegenden Konzert in Berlin zu neuem Leben.Credits:
All music composed by Charles Mingus arranged by Magnus Lindgren (02, 03, 05 & 06) and Georg Breinschmid (01 & 04) French lyrics for Goodbye Pork Pie Hat and Self-Portrait in Three Colors written by Camille Bertault Live at Philharmonie Berlin, Kammermusiksaal, 13.04.2022 Recorded, mixed and mastered by Klaus Scheuermann Curated and produced by Siggi Loch Cover art by Soshu
Various Artists - Fahrt ins Blaue II - groovi´n in the spirit of jazzCD / Vinyl / digitalVarious ArtistsTurn up the volume!Bot die erste „Fahrt ins Blaue“ noch hochklassige Sundowner-Songs und relaxte Seelenbaumler mit Niveau, ist „Fahrt ins Blaue II - groovin' in the spirit of jazz“ der Soundtrack für die Eröffnung der Tanzfläche. Mit funky Jazz, gritty Blues und ganz viel Soul ist die Compilation ein anregendes Warm-Up für die beginnende Party-Nacht.Die Sonne ist hinter dem Horizont verschwunden und der DJ schiebt die Regler rauf: Die tighten Bläser der WDR Big Band leiten in die „Fahrt ins Blaue“ ein, mit einem Klassiker der Art Blakey Jazz Messenger: „Moanin’“. Torsten Goods übernimmt mit dem U2-Cover „When Love Comes To Town“, das mit seinen Disco-Basslines und Wolfgang Haffners „in the pocket“-Groove jedem Stehempfang Goodbye sagt. Die Schwedin Ida Sand übernimmt hier den Part von B.B. King. Zusammen mit Raul Midón singt sie später ein weiteres Duett – „He Ain’t Heavy, He´s My Brother“.Viktoria Tolstoy erinnert mit ihrer Interpretation von „Paradise“ aus dem 1982 erschienenen Album „Lite Me Up!“ an die Disco/Pop-Phase von Herbie Hancock. Dann legen Joe Sample und Nils Landgren los. Die 2014 verstorbene US-Legende am Fender Rhodes und Mr. Redhorn haben nichts für Hollywood übrig, dafür umso mehr für heavy Grooves, wenn sie ohne Schnörkel und Brimborium „Don’t Take My Love To Hollywood“ down-to-earth aufs Parkett nageln. Nahtlos gefolgt von einem ACT-Klassiker aus dem Jahre 1997: „Joshua“ von Bernard Purdies „Soul To Jazz“ ist purer Gospel-Funk!Magnus Lindgrens „Penny Blue” entstand ganze 20 Jahre später. Der jüngste Track auf „Fahrt ins Blaue II“ ist feinster Souljazz, made in Stockholm. Dann wird es Zeit für waschechten Südstaaten-Soul mit ganz viel Louisiana-Feeling: „I Wish I Had A Girl Like You“ des 2015 verstorbenen Mighty Sam McClain. Youn Sun Nah zeigt sich ganz ungewohnt von ihrer tanzbaren Seite mit dem Paul Simon-Cover „She Moves On“, begleitet vom US-Gitarristen Marc Ribot. Es folgt eine kurze Verschnaufpause: Solveig Slettahjells „Holy Joe“ bringt eine sanft-bluesige Note ein und Muriel Zoe singt Steely Dan’s „Rikki Don’t Lose That Number“ mit relaxtem Country-Einschlag. Ehe Nils Landgren mit der kompletten Funk Unit abrockt. Unterstützt durch die WDR Big Band bläst Randy Brecker anschließend am Flügelhorn mit Lee Morgans Sou-Jazz-Hit „The Sidewinder“ zum großen Finale. Das DJ-Set scheint beendet, doch es folgt der Ruf nach einer Zugabe: Pete Yorks fetter Orgel-Funk füllt ein allerletztes Mal den Dancefloor. „Fahrt ins Blaue II“, das sind 14 sonnendurchflutete Tracks zum Grooven und Cruisen, zum Gutfühlen, Mitwippen und Abgehen. Musik, die packt und in die Beine geht. Der Sommer kann beginnen. Credits:Compiled by Marco Ostrowski Cover art by Rupprecht Geiger Mastered by Klaus Scheuermann
Various Artists - Magic Moments 10 "In The Spirit of Jazz"CD / digitalDer Jubiläums-Sampler Magic Moments 10 gibt einen Einblick über die aktuellen Albumveröffentlichungen aus dem ACT Katalog. 14 Titel, über 1 Stunde bestes Jazz-Infotainment „in the spirit of Jazz“.Credits:
Compilation by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann
Magnus Lindgren - Stockholm UndergroundCD / Vinyl / digital
Magnus Lindgren flute Daniel Karlsson fender rhodes Henrik Janson guitar Lars DK Danielsson electric bass Per Lindvall drums Eric Bibb guitar & vocals Till Brönner trumpet Nils Landgren trombone Ida Sand vocals
Im Rückgriff auf musikalische Traditionen und Vorbilder entsteht oft Neues, mitunter Wegweisendes. Das dachte sich auch Kurator und Produzent Siggi Loch, als er Magnus Lindgren den Vorschlag unterbreitete, sich auf die Spuren von Herbie Mann zu begeben: „Stockholm Underground“ ist eine Hommage an den berühmten Jazz-Flötisten und angelehnt an dessen legendäres Album „Memphis Underground“ von 1969, das der US amerikanische Rolling Stone 2013 unter die „100 besten Jazz-Alben“ aller Zeiten wählte.
Die Schlüsselfigur dieses Projekts freilich ist Magnus Lindgren, ein Aushängeschild der Jazz-Szene Stockholms. Bekannt als langjähriges Mitglied der Nils Landgren Funk Unit ist er nicht nur ein begnadeter Saxofonist, sondern vermutlich der beste Jazz-Flötist den Europa derzeit zu bieten hat. Diese Kunst zeigt er erstmals in Reinform, ist doch „Stockholm Underground“ sein erstes Album, auf dem er ausschließlich Flöte spielt. Lindgren ist prädestiniert für die weichen Linien, den aspirierten Ton und die zusammen mit der Stimme im Multiphonics-Stil (hier etwa bei „Penny Blue“) erklingenden Passagen, die für Manns Instrumentalstil so typisch sind. Doch auch als Komponist und Arrangeur ist Lindgren federführend für das Projekt, acht der zwölf Stücke stammen von ihm.
Die lässige „Sweet Soul Music“ des 2003 verstorbenen Herbie Mann wird hier in die Gegenwart geholt; dieser jazzige, mit einer starken, von seinen Brasilien-Reisen inspirierten, Latin-Note unterlegte Rhythm 'n' Blues. Was nur mit den passenden Musikern gelingen konnte. Wie der Titel „Stockholm Underground“ nahelegt, geschieht dies vorwiegend mit schwedischen Musikern – kein Zufall, war doch Stockholm neben Paris und Kopenhagen in den Sechzigerjahren ein bevorzugter Zufluchtsort für amerikanische Jazz- und Bluesmusiker, die vor Diskriminierung und wirtschaftlicher Not flohen. Ein Art Farmer interpretierte schon 1964 schwedische Folksongs („To Sweden with Love“), viele, vom Star-Saxofonisten Johnny Griffin bis zum Gitarristen und Sänger Eric Bibb – der hier als Gast mit von der Partie ist –, lebten und leben hier, das „Stockholm Jazz Festival“ war früh ein Kulminationspunkt transatlantischer Begegnungen. Den schwedischen Jazz hat dies bis heute stark beeinflusst…was unter anderem die Rhythmusgruppe bei „Stockholm Underground“ belegt:
Mit Henrik Janson an der Gitarre, Lars Larry Danielsson am E-Bass und Per Lindvall (der auch bei ABBA und a-ha spielte) am Schlagzeug ist hier die heute weit über Skandinavien hinaus verehrte Urbesetzung von Nils Landgrens Funk Unit versammelt, die Mitte der Neunzigerjahre bewies, dass Groove und Soul nicht nur von Amerikanern, sondern auch von Europäern gespielt und weiterentwickelt werden kann. Dazu kommt am Fender Rhodes Daniel Karlsson, der sich mit seinem Trio wie bei der Band Oddjob als rhythmisch-melodischer Meister bewiesen hat. Hier sind sie das schwedische Gegenstück zu den legendären „Memphis Boys“, jener Studioband des American Sound Studio, die Hits von Elvis Presley, Aretha Franklin, Neil Diamond, Dionne Warwick, Wilson Pickett und eben Manns „Memphis Underground“ einspielte und damit Musikgeschichte schrieb.
Lindgren war außerdem auch der musikalische Leiter einiger Projekte von Deutschlands populärstem Jazzer, dem Trompeter Till Brönner. Und so ist auch Brönner auf zwei Stücken von „Stockholm Underground“ als einer von vier illustren Gästen dabei. Der zweite ist der bereits erwähnte Eric Bibb, der schon beim Opener „Fluting“ und dann beim bluesigen „Good Stuff“ mit seiner erdigen Stimme und Steelguitar eine weitere Farbe beisteuert. Produzent Nils Landgren stieg mit seinem unverkennbarem Posaunenspiel ebenso in die Session ein wie Ida Sand: Ihre soulige Stimme passt perfekt zur Herbie-Mann-Hommage, speziell beim „Memphis Underground“-Cover, das zuvor durch Aretha Franklin weltbekannt wurde, „Chain Of Fools“. Dieser ist übrigens der einzige der fünf Titel des Albumvorbilds, den man übernommen hat. Alle anderen elf Stücke, vom Rock-Klassiker „A Whiter Shade Of Pale“ über Ida Sands „Brutal Truth“ bis zu Lindgrens samtweichem „Mr. Mann“ ergeben bei dieser Verbeugung vor Herbie Mann die passgenaue, moderne Wiederaufnahme seines Memphis-Soul-Jazz, mit schwedischer Coolness fortgeführt. Credits:
Produced by Nils Landgren & Siggi Loch Curated by Siggi Loch Recorded by Pelle Gunnerferfeldt at Ingrid Studios, Stockholm, March 8 – 10, 2017 Mixed and mastered by Klaus Scheuermann Cover art by Jan Håfström, Mr. Walker sculpture at Stockholm central station, photo by Mikael Silkeberg
Various Artists - Twenty Five Magic Years - The Jubilee AlbumCD / Vinyl / digitalEs ist nun exakt 25 Jahre her, dass Siggi Loch ernst damit machte, „nützlich statt wichtig zu sein“, wie er in seiner Autobiographie schrieb: Nach einer beispiellosen Karriere als Manager und Produzent im internationalen Musikbusiness gründete er sein eigenes, unabhängiges Jazz-Label: ACT. Von Anfang an ging es ihm um eine Plattform für Musiker, die ihr Publikum unmittelbar berühren, begeistern und erobern können, die die ausgetretenen Pfade verlassen, Risiken eingehen und so ihre eigene Musik „in the Spirit of Jazz“ machen. 25 Jahre und über 500 Veröffentlichungen später darf dieser Anspruch als erfüllt gelten: ACT hat als „the discovery label“ Jazzgeschichte mitgeschrieben, seine Musikerfamilie besteht aus führenden Persönlichkeiten des Jazz.
Auch für das „Jubilee Album“ zur Feier dieses stolzen Jubiläums begnügt sich ACT nicht mit dem Erwartbaren. Bis auf drei Stücke, die gewissermaßen als „Signature Songs“ der ACT-Philosophie gelten können, sind alle Tracks bislang unveröffentlicht, einige davon wurden extra für diesen Anlass in wechselnder „Allstar-Besetzung“ in den Berliner Hansa-Studios eingespielt. So ergibt sich eine neu formulierte Quersumme der Herz, Seele und Geist gleichermaßen bewegenden Musik, für die ACT steht: ein Kaleidoskop magisch-musikalischer Momente seiner für alle Genres und Stile offenen Künstler.
Nicht zufällig geht es mit dem Beatles-Stück „Come Together“ los, interpretiert von Nils Landgren, Ulf Wakenius und Lars Danielsson. Folgt es doch der Tradition des Jazz, sich Vorlagen aus anderen Gefilden improvisierend anzueignen, die ganze ungeahnte Vielfalt der Musik zu nutzen – getreu dem ACT-Motto: „Connecting the unexpected“. Das Trio, dass dies hier umsetzt, steht auch für eine andere Spezialität: Ist ACT doch der wichtigste Exporteur des schwedischen Jazz in die Welt. Landgren, seit 1995 exklusiver ACT-Artist und mittlerweile der erfolgreichste Label-Künstler, zeigt sich auf dem „Jubilee Album“ mit Nat Adderleys „Walk Tall“ auch von seiner funkigen Seite. Und Wakenius‘ Hommage „Paco’s Delight“ an die Flamenco-Ikone Paco de Lucía wird im Duo mit seinem Sohn Eric zur Familiensache. Über die fruchtbare Schweden-Connection fand auch Viktoria Tolstoy den Weg zu ACT, die auf dem Jubiläumsalbum unverwechselbar bittersüß „Monologue“ ihres früheren Begleiters Esbjörn Svensson singt.
Natürlich ist es auch kein Zufall, dass das Album mit Svenssons „Prelude in D Minor“ endet, war er mit seinem Trio e.s.t. doch bis zu seinem tragischen Unfalltod 2008 der wohl wichtigste Neuerer des europäischen Jazz. Das Solopianostück ist das einzige Vermächtnis eines geplanten, aber leider unvollendeten Soloalbums. Auch der e.s.t.-Klassiker „Dodge The Dodo“ unterstreicht die große Strahlkraft des verstorbenen schwedischen Masterminds, den hier ein Quartett mit dem polnischen Geiger Adam Bałdych, dem finnischen Pianisten Iiro Rantala und dem Flötisten Magnus Lindgren mit Wucht und Finesse zu Gehör bringt.
Neben Svensson, Bałdych und Rantala ist auch der norwegische Saxofonist Marius Neset mit „Prag Ballet“ ein herausragendes Beispiel für den „Sound of Europe“, dem ACT ebenfalls von Anfang an ein Dach gegeben hat. Und dieses Engagement mit wachsendem Erfolg fortsetzt, wie „B&H“ beweist, eine Live-Aufnahme der brandneuen Kombination der neuen französischen Jazzstars Vincent Peirani und Emile Parisien mit dem einmaligen Schweizer Vokalartisten Andreas Schaerer sowie dem „vollkommenen Klaviermeister“ (FAZ), Michael Wollny.
Als einer der wenigen deutschen Jazzer hat das Jahrhunderttalent Wollny den Sprung ins internationale Rampenlicht geschafft. Auf dem „Jubilee Album“ ist er in zwei weiteren Konstellationen vertreten: Im explosiven Duo „Swing, Swing, Swing“ mit Deutschlands bedeutendstem Schlagzeuger Wolfgang Haffner, repräsentiert Wollny die ACT-Politik, nie die heimischen Talente zu vergessen. Das live in der Berliner Philharmonie aufgenommene Duo mit Iiro Rantala („White Moon“), steht zugleich für die ACT-Mission, der Welt aufstrebende Jazzpianisten vorzustellen. Schließlich darf auch die „ganz große Kunst eines wahren Stimmwunders“ (Vogue) auf der Geburtstagszusammenstellung nicht fehlen: Youn Sun Nahs „Bitter Ballad“.
Das „Jubilee-Album“ ist Rückschau und Ausblick in einem. Es zeigt anhand von herausragenden Kompositionen und Künstlern, dass ACT ein verlässlicher Kompass für neue, aufregende Musik „in the Spirit of Jazz“ war, ist und bleiben wird.Credits:Curated by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann Cover art by Jiri Geller, SMILE!, 2016 @ ACT Art Collection
Mit Upgraded In Gothenburg betreten die Wasserfuhr-Brüder die nächste Stufe ihrer eindrucksvollen Karriere. Wie sie mit Schwedens Top-Musikern faszinierende Jazz-Geschichten voller wunderbarer Melodien erzählen, ist ein Genuss.