Der Schwede Magnus Öström wurde als Schlagzeuger des Esbjörn Svensson Trios weltbekannt.
Von 1993 an hatte das Trio die Jazzwelt revolutioniert. Mit seinen geradezu hypnotischen und rockigen Grooves trug Öström wesentlich dazu bei, dass e.s.t. mit ihrer Musik das klassische Piano-Trio neu definierten.
Die Karriere der Band endete auf ihrem Höhepunkt 2008 mit dem Tod von Svensson. Es dauerte zwei Jahre, bis Öström nach dem tragischen Ereignis zur Musik zurückfand und mit "Thread of Life" sein erstes eigenes Album vorstellte.
Eine von Melancholie umflorte Trauerarbeit, die mit dem Rückgriff auf Art-Rock- und Elektronik-Elementen und der stärkeren Orientierung an Sounds statt an Melodien einen eigenen Weg suchte.
„Eine Jazzband, die mit Haut und Haaren im Rock badet“ hörte die Jazz thing auf diesem Album. Welches aber zugleich bewies, wie wichtig und stilbildend Öströms unverwechselbares Schlagzeugspiel – präzise wie ein Metronom, trotzdem fiebrig groovend und mit ungewöhnlichem Beseneinsatz – für e.s.t. war. So eindrucksvoll, dass Öström dafür 2012 der Echo Jazz als bester Schlagzeuger international verliehen wurde.
Die beliebte Zusammenstellung "Magic Moments", kuratiert von Siggi LochTrackliste:
01 Elevation of Love // Album: e.s.t. 30
Magnus Öström, Dan Berglund, Magnus Lindgren, Joel Lyssarides, Verneri Pohjola, Ulf Wakenius 02 Second Nature // Album: Life Rhythm
Wolfgang Haffner03 Raw // Album: raw
Nils Landgren Funk Unit 04 The Answer // Album: The Answer
Jakob Manz 05 Shots // Album: Bloom
Bill Laurance 06 Das Handtuch // Album: Tough Stuff
Iiro Rantala 07 She’ll Arrive Between 10 & 11 // Album: Guitar PoetryMikael Máni 08 Terrible Seeds // Album: While You Wait
Little North 09 Se Telefonando // Album: Ennio
Grégoire Maret, Romain Collin 10 Wonderland // Album: Wonderland
Daniel García Trio 11 Fresu // Album: Inner Spirits
Jan Lundgren, Yamandu Costa 12 Hands Off // Album: Stealing Moments
Viktoria Tolstoy 13 Hidden Prelude // Album: What the Fugue
Florian Willeitner 14 Pralin // Album: Let Them Cook
Emile Parisien 15 My Brother Rolf // Album: Komeda
Joachim Kühn 16 Passacaglia // Album: Passacaglia
Adam Bałdych, Leszek Możdżer 17 Linden Tree Rag // Album: Rag Bag
Bernd Lhotzky 18 Zafeirious Solo // Album: Arcs & Rivers
Joel Lyssarides, Georgios Prokopiou
Magnus Öström - e.s.t. 30CD / Vinyl / digital
Magnus Öström drums
Dan Berglund double bass
Magnus Lindgren tenor saxophone, flute
Joel Lyssarides piano
Verneri Pohjola trumpet
Ulf Wakenius electric guitar
Was bleibt, ist Liebe… Im Jahr 1993 gründeten die drei Schweden Esbjörn Svensson, Dan Berglund und Magnus Öström die Band e.s.t.. Svensson und Öström kannten einander seit der Kindheit und ihren ersten gemeinsamen musikalischen Gehversuchen. Und keiner der Drei ahnte, dass e.s.t. zur einflussreichsten europäischen Jazzband der Nullerjahre werden sollte. Vermutlich wussten sie zum Zeitpunkt ihrer Gründung noch nicht einmal, dass sie eine „Jazz“-Band waren. Alles was sie wollten, war Musik zu spielen, die Ihre Leidenschaften vereinte: Rock, Pop, Klassik, Folk, Improvisation. In den folgenden 15 Jahren spielten e.s.t. tausende Konzerte auf der ganzen Welt, veröffentlichten zehn Studioalben und mehrere Liveaufnahmen, gewannen Auszeichnungen und goldene Schallplatten. Wir alle wissen, wie diese Geschichte endet.Oder hat sie jemals geendet? Wird sie jemals enden? Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums von e.s.t. kamen Magnus Öström und Dan Berglund mit ihren engen musikalischen Freunden Joel Lyssarides, Magnus Lindgren, Verneri Pohjola und Ulf Wakenius für zwei große Konzerte in der Kölner Philharmonie und der Stockholmer Filadelfia Kirche zusammen, um einige der schönsten Stücke des zeitlosen e.s.t. Repertoires zu spielen. Und so wie hier hat man diese noch nicht gehört: Die sechs Musiker, allesamt international vielbeachtete Solokünstler, widmen sich den Kompositionen behutsam und zärtlich, bewahren ihre ikonischen Melodien und Rhythmen, öffnen aber auch immer wieder ganz neue, von Wärme und Licht durchflutete Räume. Füreinander und für das Publikum, welches mit entrücktem Schweigen und frenetischem Schlussapplaus reagiert.Magnus Öström spricht darüber, wie es sich anfühlt, diese Musik heute zu spielen: „Die Emotionen sind vielschichtig, sie haben das Spektrum eines ganzen Lebens. Zunächst fühlt es sich an wie nach Hause zu kommen. Dabei schwingen Freude, Dankbarkeit, aber natürlich auch Traurigkeit mit. Es fühlt sich fast schon surreal an und gleichzeitig wie das Natürlichste auf der Welt. Und irgendwie kann man gar nicht aufhören, darüber zu staunen, wie großartig diese Musik ist. Esbjörns Kompositionen und unsere gemeinsamen Arrangements im Trio fühlen sich einfach zeitlos an.“ Und er betont: „Unterm Strich wird immer wieder klar, dass diese Musik gespielt werden und nicht in einer Schublade verschwinden sollte."e.s.t. 30 gelingt der Zoom aus der maximalen Entfernung hin zur größtmöglichen Nähe. Von der totalen Stille und Schwerelosigkeit des Alls im Opener „From Gagarins Point Of View“ bis zum tiefsten Inneren der menschlichen Seele im Stück „Believe, Beleft, Below“, oder wie es in der späteren Vokalfassung heisst: „Love is Real“. If we meet again, I’d tell you how I feel, I’d tell you from the start, I’d tell you love is real.
Was bleibt, ist Liebe.
Esbjörn Svensson Trio e.s.t. - Good Morning Susie SohoCD / Vinyl / digital
Esbjörn Svensson piano Dan Berglund bass Magnus Öström drums
Zehn Jahre ist es jetzt alt, das `EST´. Das Esbjörn Svensson Trio lässt sich am liebsten mit seinem Kürzel anreden und signalisiert so sein Selbstverständnis als kompakte Einheit, als Band wie aus einem Guss, in der nicht länger der Leader die Hauptrolle spielt. Die Bandidee erinnert eher an eine Rock- / Popband als an ein Jazz-Pianotrio. Sie beinhaltet eine kollektive Arbeitsweise und einen kollektiven Sound. Der darf durchaus eingängig sein und nachvollziehbar, ohne gleich platt und vordergründig zu werden. Gegenüber dem Populären kennt das EST keine Berührungsängste. Dafür wurde es vom Geheimtipp zur festen Größe auf der europäischen Szene. Sein Erfolg übertrifft den durchschnittlicher Jazz-Acts, und dennoch hat es auch harte Jazzfans und die Kritikerzunft auf seiner Seite. Vor allem aber hat es - welche Jazz-Combo kann das heute von sich behaupten? - ein junges Publikum.
Kein Wunder bei einer Band, die immerhin schon ein beachtliches Monk-Album vorgelegt hat (“EST Plays Monk", BMG, 1997), auf die Frage nach ihren Favoriten aber nicht einschlägige Jazzgrößen auflistet, sondern Björk nennt. Das 99er Album “From Gagarin's Point of View" (ACT 9005-2) wurde in Schweden wie eine Pop-Produktion promotet - mit Single, Video und allem, was dazugehört. Es platzierte sich prompt in den Pop-Charts. Als Jazzscheibe, wohl
gemerkt. Doch hinterlässt die Affinität des EST zum Pop auch in der Musik ihre Spuren, und sei es nur als augenzwinkernde Referenz. So bietet das aktuelle Album “Good Morning Susie Soho" auch, was bei heutigen Popalben schon fast dazugehört: den obligaten “Hidden Track" mit düstren, ambientartigen Akkorden vom Fender-Rhodes. An anderer Stelle legt das EST funkige Grooves vor, die dem populären Ramsey Lewis Trio der 60er Jahre gut angestanden hätten, und verknüpft sie mit zischelnden Sounds und der Rhythmusauffassung des Drum'n'Bass, mit trockener Snare und Wah-Wah-Bass. Da lassen Svenssons allerfüheste Spielabenteuer mit Drummer Magnus Öström grüßen: “Wir wohnten als Kinder in derselben Straße", verrät Svensson. “Magnus' Vater war Anstreicher, und Magnus spielte auf dessen Farbtöpfen,
ich schrammelte auf der Gitarre. Irgendwann bekam er ein Schlagzeug, ich probierte auf Mutters Klavier herum - mit einem Finger. Wir lernten alles gemeinsam und zeigten einander, was wir schon konnten. Vor allem lernten wir zusammenzuspielen." Als Teenies spielten sie in Garagenbands, Svensson betätigte sich als Sänger und E-Gitarrist. Mit 15 entschied er sich fürs Klavier und besann sich auf die Musik im Elternhaus. Die Mutter hatte Chopin, Rachmaninoff, Liszt gespielt, der Vater Monk und Ellington gehört. Aus all dem wollte der Sohn etwas Eigenes entwickeln. Mitte der 80er Jahre ging er nach Stockholm, studierte klassisches Klavier und stieg mit 19 in eine Hard-Bop-Combo ein. Als Öström nach Stockholm folgte, gründeten beide 1990 das EST, dem seit 1993 auch Dan Berglund angehört. Wenig später entstand das erste Album. Seitdem spielte sich das Trio an die Spitze der jüngeren skandinavischen Szene; Svensson wurde in Schweden zweimal zum Jazzmusiker, einmal zum Komponisten des Jahres gekürt; für das Album “Winter in Venice" (ACT 9007-2) erhielt er den schwedischen Grammy.
Im EST verbindet er Eingängiges und Anspruchsvolles so schlüssig, dass selbst Hörer auf ihre Kosten kommen, die eigentlich gar keinen Jazz mögen. Für die Kompositionen zeichnet durchweg nicht er allein, sondern das EST verantwortlich. Sie entstehen im kollektiven Spiel, wie Svensson es mit Öström von klein auf eingeübt hat. “Musik ist zuerst Hören, dann Spielen", lautet die Devise, und sie gilt für die Interaktion im Trio wie für die Erarbeitung neuer Kompositionen - klang- und melodiebewußte Stücke mit packendem Groove, gelegentlich mit sparsamem Programming angereichert. “Die Musik muss zu den Leuten rüberkommen. Im Jazz hört man vieles, das nicht über die Rampe kommt. Ich versuche, Komplexes so zu spielen, daß es anspricht. Die Leute mögen Energie in der Musik - vielleicht so eine Art Rock'n'Roll-Energie." Credits:
Recorded at Atlantis Studio, March - April 2000 Mixed in May 2000 Technician: Janne Hansson Mastered by Johan Ekelund at Stereolab in June 2000 Produced by e.s.t.
Esbjörn Svensson Trio e.s.t. - Live in LondonCD / Vinyl / digital
Esbjörn Svensson piano Dan Berglund bass Magnus Öström drums
Man kann es als Phänomen bezeichnen: Auch zehn Jahre, nachdem er die irdische Bühne verließ, übt Esbjörn Svensson (1964 - 2008) eine große Faszination und Strahlkraft aus. Die Musik, die er und seine kongenialen Partner Dan Berglund und Magnus Öström im Esbjörn Svensson Trio – kurz: e.s.t. – hinterließen, läuft immer noch regelmäßig in Radios, auf Streamingportalen und in heimischen CD-Playern. Eine ganze Generation von Fans und Musikern wärmt sich unvermindert am kreativen Feuer, das die drei Schweden einst entfachten. Der Einfluss von e.s.t. auf die aktuelle Musik ist nach wie vor ungebrochen. Fakt ist: e.s.t. öffneten die Tür zu einer musikalischen Dimension, in der es keine Genregrenzen mehr gibt und durch die heute viele wie selbstverständlich hindurchgehen. Svensson, Berglund und Östrom kreierten eine faszinierende Spielart von Welt-Jazz jenseits aller Kategorien. Nun erscheint mit „e.s.t. Live in London“ ein bislang unveröffentlichtes Album, das ein umjubeltes, ausverkauftes Konzert im Londoner „Barbican“ aus dem Jahr 2005 dokumentiert. Es ist das Vermächtnis einer stilbildenden Band, das auch 13 Jahre später nichts von ihrer Aktualität verloren hat. Zahlreiche junge Bands orientieren sich noch heute an dem einst eingeschlagenen Weg des Esbjörn Svensson Trios und haben längst eine Art eigene e.s.t.-Schule etabliert: „Eigentlich wollte ich das nicht wahrhaben, aber ich habe es immer wieder gehört und gelesen“, meint Öström. „So etwas erfüllt uns natürlich mit Stolz. Im Prinzip haben wir auf diesen Sound ja kein Monopol. Als Esbjörn, Dan und ich anfingen, ließen wir uns auch von den Legenden vor uns inspirieren. Und mit etwas Glück und harter Arbeit fanden wir eben einen Sound, unseren Sound. Ich hoffe, dass dieses Album jedem vor Augen führt, dass e.s.t. nach wie vor lebt und genauso wichtig ist, wie zum Zeitpunkt der Aufnahme. Diese Kompositionen fühlen sich noch genauso frisch wie damals an. Sie sind zeitlos.“ Und Dan Berglund fügt hinzu: „Mann, wir waren wirklich gut an diesem Abend! Wir sind volles Risiko gegangen. Wir waren ´on fire`!“. Treffender lässt sich der Wert von „e.s.t. Live in London“ kaum auf den Punkt bringen. Die Doppel-CD zeigt ein Pianotrio auf der Höhe seiner Popularität und Kreativität.
Sie knüpft nahtlos an „e.s.t. Live in Hamburg“ (2007) an, das die London Times zum „Jazzalbum des Jahrzehnts“ wählte: „Wir verstanden uns stets als Liveband, mit all unserer Energie, mit dem Fokus auf den Augenblick, mit unserer Bühnenpräsenz“, betont Öström, und erinnert sich an das „fantastische Publikum“ im „Barbican“. Der Schlagzeuger und der Bassist waren maßgeblich an der Songauswahl beteiligt. Zusammen mit Åke Linton, der bei e.s.t. für den einzigartigen Livesound verantwortlich zeichnete, hatten sie die Aufnahmen bereits 2010 gemastert, Anfang dieses Jahres kamen noch „einige kleinere, aber entscheidende Verbesserungen“ (Öström) hinzu. So können die Hörer den geflügelten Satz von einer „Rockband, die Jazz spielt“ und der häufig zur Beschreibung des Mythos e.s.t. herangezogen wurde, anhand von zehn pulsierenden, rauschhaften, soghaften Titeln nachempfinden, als wären sie selbst dabei gewesen. Gerade „e.s.t. Live in London“ tanzt hochvirtuos auf der Schnittstelle zwischen Improvisation und der Freiheit des Jazz auf der einen sowie der Klarheit und rhythmischen Wucht von Pop und Rock auf der anderen Seite. Im Zentrum steht ein musikalisches Dreigestirn, das miteinander verschmolz und manchmal wie ein einziger großer Klangkörper, ein Kaleidoskop von Farben und Emotionen klang. Oder wie es Esbjörn in einem seiner letzten Interviews gegenüber Jazzthing formulierte: „Drei Körper, ein Gehirn.“Im Gegensatz zu „e.s.t. Live in Hamburg“ beleuchtet das Material die Phase davor, in welcher das Repertoire der Band vor allem aus dem Klassiker „Viaticum“ – mit über 100 000 verkauften Exemplaren einer der erfolgreichsten e.s.t.-Tonträger überhaupt – sowie aus „Strange Place For Snow“ und „Seven Days Of Falling“ bestand. Bei Titeln, und heutigen e.s.t. Hits, wie „Tide Of Trepidation“, „Viaticum“ oder „Believe Beleft Below“ zeigt sich das Trio in grandioser Spiellaune. Für Stuart Nicholson stellte das „Barbican“-Konzert sogar den Beginn einer kulturellen Revolution dar. Im „Independent“ proklamierte der renommierte Kritiker seinerzeit, dass Jazz nun nicht mehr länger eine schwache Kopie dessen sein müsse, was in den Vereinigten Staaten passiert. e.s.t. seien „der Beweis dafür, dass Europa nun in Sachen Kreativität und Originalität eine andere Richtung sucht.“ Und sie dank Esbjörn Svensson, Dan Berglund und Magnus Öström auch gefunden hat. Credits:
All songs composed, arranged, performed and produced by e.s.t. (Svensson/Berglund/Öström) Recorded by Åke Linton at the Barbican Centre, London 20 May 2005 Mixed by Åke Linton at Room 307 Svenska Grammofonstudion Mastering by Classe Persson at CRP Recording Perler Bead
Esbjörn Svensson Trio e.s.t. - e.s.t. plays MonkCD / Vinyl / digital
Esbjörn Svensson piano Dan Berglund bass Magnus Öström drums
Thelonius Monk war einer der großen Klaviergenies in der internationalen Jazzszene. Esbjörn Svensson gehört zu den großen Klaviertalenten auf der skandinavischen Jazzbühne.
EST, die zuvor einige von der Kritik gefeierte Alben veröffentlicht haben - „From Gagarin´s Point Of View“ (ACT 9005-2), „Winter In Venice“ (ACT 9007-2) und zuletzt „Good Morning Susie Soho“ (ACT 9009-2) - spielen Magnus Öström am Schlagzeug, Dan Berglund am Kontrabass und natürlich Esbjörn Svensson selbst. Er war ein Kleinkind, als er lernte, zu den Klängen von „In Walked Bud“ zu gehen. „Mein Vater war ein großer Jazzliebhaber. Daher kam ich schon sehr früh mit Monk's Musik in Berührung. Er ist der Art von Komponist, den man nicht umgehen kann“, sagt Esbjörn Svensson.
„Plays Monk“ ist der aussagekräftige Titel der CD aus dem Jahr 1996 von Esbjörn Svensson Trio (EST), die jetzt bei ACT veröffentlicht wurde. Zehn der beliebtesten Songs von Monk, von der nächtlichen, liebevoll umschmeichelnden „'Round Midnight“ bis zum fröhlichen und lebhaften „Rhythm-A-Ning“, bekommen hier eine passend strahlende neue Farbe.
Die Musik von Thelonius Monk ist eine eigentümliche Mischung aus Einfachheit und Komplexität; von trägen Balladen bis zu umgekehrten Rhythmen. Die Musik ist eine Herausforderung. „Man kann ihr immer seine persönliche Note geben“, erklärt Esbjörn.
Auf „Plays Monk“ fällt dies immer wieder auf. Credits:
Recorded by Åke Linton and Johan Ekelund at Swedish Radio, Studio 9, January 1996 Mixed by Johan Ekelund and Bernard Löhr Produced by Johan Ekelund
Esbjörn Svensson Trio e.s.t. - e.s.t. Live 95CD / Vinyl / digital
Esbjörn Svensson piano Dan Berglund bass Magnus Öström drums
EST - Die Eingebung des Augenblicks
Als "neuer Klang der alten Welt“, als "Starkstrom aus Schweden" wurde ihre Musik gepriesen - und die Gruppe selbst immer wieder als das "vielleicht beste Jazz-Trio der Welt". Fast schon beängstigend ist der Höhenflug, zu dem das Esbjörn Svensson Trio - kurz: EST - angesetzt hat. Nach dem großen Erfolg in Schweden gab es 1999 den internationalen Durchbruch in Montreux bei der ACT World Jazz Night. Im darauffolgenden Jahr wurde EST in ganz Europa als Sensation gehandelt und ist jetzt auf dem besten Weg, diese Erfolgsstory in den USA fortzusetzen. Kein Wunder, denn gerade live entfesselt EST eine kaum fassbare Energie - und wie es Vielen scheint, von Tournee zu Tournee mehr. Ein aufsteigender Stern, der immer stärker strahlt. Doch manchmal leuchten Sterne schon bedeutend länger, als man denkt. Und hier sind Aufnahmen, die beweisen, dass das auch für EST gilt. Ihren ganz spezifischen Ton fand die 1993 gegründete Band schon früh - er wurde nur außerhalb ihres Heimatlands zunächst nicht wahrgenommen. Vor sechs Jahren, 1995, als der Namensgeber des Trios noch lange Haare und Stirnband trug, entstanden diese im selben Jahr unter dem Titel "Mr. and Mrs. Handkerchief“ veröffentlichten Mitschnitte an verschiedenen Orten Schwedens - ein Jahr, bevor EST mit dem Album "Esbjörn Svensson Trio plays Monk" (vor kurzem wiederveröffentlicht als ACT 9010-2) die nationale Traum-Verkaufszahl von 10000 Exemplaren erreichte. Mölndal, Arhus, Uppsala etwa hießen die Stationen. Und wer hört, wie das Trio schon damals spielte, dem bleibt die Luft weg (zum Schnell-Versuch: Track 5).Vieles von dem, was EST heute auszeichnet, war hier schon stark ausgeprägt: die Geschlossenheit und der kraftvolle Zugriff des Spiels, die griffigen Themen, die den Hörer unmittelbar anspringen und doch nicht klischeehaft werden, die Verschmelzung der Musik von Vorbildern wie Thelonious Monk und Keith Jarrett zu einem eigenen, immer wieder vom Vorwärtsdrang des Rock infizierten Stil. Magische Momente wurden durch diese Mitschnitte für die Ewigkeit gerettet. In Track 3 und 7 spielt Svensson auf einem Upright Piano, das bei weitem nicht die Klangbrillanz eines Flügels hat - und dennoch sind die Aufnahmen Perlen. Spontanes Reagieren auf die Eingebungen des Augenblicks: eine Kunst, die das Trio schon damals aufregend beherrschte.
Gar kein Unterschied zu heute? Insgesamt weniger rau, noch straffer, bei allem Ungestüm noch stärker kontrolliert als in jungwilden Zeiten klang EST auf den letzten Tourneen. Dabei zeigt der Vergleich mit dem Meisterstück "Dodge the Dodo“ aus dem Montreux-Konzert von 1999 (Bonus-CD), dass die Weiterentwicklung des Trios nicht sprunghaft, sondern kontinuierlich verlief. Wie aktuell jedenfalls ihre Musik von damals für die Band ist, hat Esbjörn Svensson selbst am treffendsten gesagt: "Obviously we develop all the time, both as individuals and as a group. But development isn¹t only about blind progress. So instead of just going forward, in places we’ve chosen to refer back to our earlier sound, to what we had on our first two albums." Schon das ist Grund genug, einem davon neue Aufmerksamkeit zu widmen: "EST LIVE `95”. Credits:
Recorded by Åke Linton in March 1995, except # 11 recorded by Manu Guiot at Montreux Jazz Festival July 16, 1999, # 5 by Per Åke Hermansson, Radio Dalama and # 6 by Verner Kjersgaag, DR Östjüllands Radio Mixed by Åke Linton at Bohus Studio Produced by e.s.t.
Esbjörn Svensson Trio e.s.t. - e.s.t. live in GothenburgCD / Vinyl / digital
Esbjörn Svensson piano Dan Berglund bass Magnus Öström drums
„Endlich ist es Abend. Wir treffen uns normalerweise Backstage. Magnus‘ Trommelstöcke klicken auf seinen Oberschenkeln. Åke spricht über verschiedene Soundsysteme und schimpft über die USA unter Bush. Dan und ich springen auf und ab, um unsere Energien in Schwung zu bringen. Dann gehen wir auf die Bühne, öffnen uns dem Publikum, der Musik. Zeitlos, ohne Programm, ohne feste Reihenfolge der Songs. Wir wollen offen sein für das, was gerade passt. Manchmal fällt mir zunächst nichts ein und es ist frustrierend. Aber am Ende funktionieren die Dinge jedes Mal und so ist es die Sache immer Wert [...], denn wenn alles erst einmal fließt, können wir uns einfach von diesem Fluss treiben lassen. Dann ist es die Musik, die uns trägt und wir lassen sie einfach durch uns hindurch spielen. Es ist fantastisch, fast religiös. Plötzlich können wir hören, wie wir Dinge spielen, die wir noch nie zuvor gespielt haben. Und plötzlich kehrt Farbe in das Leben zurück und auch das Publikum spürt es. Wir und die Zuhörer erleben etwas, dass so nie wieder geschehen wird, sich nicht wiederholen lässt. Manchmal gerät man dennoch in die Versuchung, das, was so gut war, zu wiederholen. Aber dieser Versuch ist fast immer zum Scheitern verurteilt. Jeder Moment ist einzigartig und wir sollten glücklich sein, ihn zu erleben. Jeder neue Abend ist ein Geschenk, das auf uns wartet. Und, ganz egal, wie gut gestern war – es ist fantastisch, die Vergangenheit zu vergessen und einfach im Hier und Jetzt zu sein.“
- Esbjörn Svensson (aus "Sommar" im schwedischen Radio)
Am 10. Oktober 2001 spielte das Esbjörn Svensson Trio ein Konzert im Konzerthaus des schwedischen Göteborg. Im Nachgang wird Svensson dieses immer wieder als eines der besten bezeichnen, die das Trio je gespielt hat. Der Abend, dessen Mitschnitt nun auf „e.s.t live in Gothenburg“ erstmals als Album erscheint, war einer jener Glücksmomente, wie Svensson sie beschrieb. Ein Konzert, in dem alles fließt, sich die Energien von Musikern und Zuhörern gegenseitig befeuern, in dem die Grenzen zwischen Komposition und Improvisation verschwimmen, Melodien sich nahtlos aus den Themen in die Soli fortsetzen. Mit einer Band, die inzwischen zu einer absoluten Einheit verschmolzen ist und der die Stücke lediglich als Ausgangspunkt für einen gemeinsamen Weg dienen, dessen Ziel lange offen bleibt und auf dem man jeden Schritt zusammen auskostet. Esbjörn Svensson, Dan Berglund und Magnus Öström erforschen, weiten und umspielen auf „e.s.t. live in Gothenburg“ das Repertoire der damals erschienenen Alben „From Gagarin´s Point of View“ und „Good Morning Susie Soho“, die den Grundstein für eine so eindrucksvolle, wie in ihrem Ausgang tragische Geschichte des europäischen Jazz legten. e.s.t. ist auf dem besten Weg, zur vielleicht wichtigsten europäischen Jazzband der Nullerjahre zu werden. So, wie später die Hallen und Festivals größer werden, wird auch die Musik von e.s.t. rauschhafter, rockiger, ostinater. „e.s.t. live in Gothenburg“ dokumentiert, eingefangen von Toningenieur Åke Linton, dem heimlichen vierten Bandmitglied, auf faszinierende Weise den Übergang des akustischen Jazztrios e.s.t. zu einem Phänomen. Einem, das dem Jazz in den kommenden zehn Jahren neue Impulse und eine ebenso neue, junge Hörerschaft bescheren wird. Zeigen die beiden bislang erschienenen Livealben „e.s.t. live in Hamburg“ und „e.s.t. live in London“ eher den Sound der großen Hallen, dokumentiert „e.s.t. live in Gothenburg“ den seinerzeit noch filigraneren, akustischeren, stellenweise fast schwerelosen von Jazz und Klassik geprägten Live-Sound des Trios. Und erste Rock- und Elektro-Anleihen, die, vor allem in der zweiten Konzerthälfte gen Zukunft weisen.
Auf „e.s.t. live in Gothenburg“ hört man, was Svensson meint, wenn er von der Magie des Moments spricht. Die Liveversionen der Stücke entfernen sich weit von den Studiofassungen. In langen Kollektiv-Improvisationen und unbegleiteten Solopassagen entsteht ganz neue, ungehörte Musik, scheinbar mühelos, ohne Brüche, mit weiten dynamischen Bögen, in einem Ensemble-Sound und Groove, der bis heute seinesgleichen sucht. Eine Musik, in der Jazz mehr als eine Haltung hörbar wird, als eine bestimmte Ästhetik oder ein spezifisches Vokabular. Dieses ist nur eines von vielen Elementen, die das große Ganze bilden. Genau wie europäische Klassik, Rock, Drum’n’Bass, Minimal Music, Indie und vieles mehr.
Der Impuls, den e.s.t. dem Jazz, insbesondere aus Europa, und dem Klaviertrio verliehen hat, wirkt bis heute nach. Die Begeisterung für die Musik der Band ist ungebrochen. Es mag nach einem Allgemeinplatz klingen, aber Esbjörn Svensson ist durch seine Musik in der Tat unsterblich geworden. Durch seine Aufnahmen, die heute so frisch und aufregend klingen, als seien sie gerade erst entstanden. Und durch seinen Einfluss, den er, direkt oder indirekt, bis heute auf den Jazz und besonders das Jazz-Pianotrio ausübt. „e.s.t. live in Gothenburg“ zeigt mit Originalität, Wucht, Raffinesse, Fantasie und Spielwitz, warum.
Esbjörn Svensson Trio e.s.t. - Winter in VeniceCD / Vinyl / digital
Esbjörn Svensson Grand Piano, Keyboards, Percussion Dan Berglund Doublebass, Percussion Magnus Öström Drums, Percussion
Esbjörn Svensson stand nicht nur einmal in Montreux auf der Bühne. Bereits im Sommer 1998 war er auf dem Jazzfestival am Genfer See zu Gast, damals noch als Teil der Nils Landgren Funk Unit. Sein Klavier hatte er zugunsten des Fender Rhodes in Schweden gelassen. Das Gespür für die passenden Töne im richtigen Moment jedoch half mit verschmitzter Leichtigkeit, daß das Konzert seines Landsmanns an der Posaune ein Erfolg wurde. Viel Applaus, reichlich Lob und eine erfrischend unmittelbare Jazz-Funk-CD waren der Lohn der Anstrengung (Nils Landgren Funk Unit: Live in Montreux, ACT 9265-2).
Die pointierte Arbeit im Line-Up ist nur eine Seite von Svenssons Talent. Denn der 1964 im schwedischen Städtchen Västeras geborene Pianist und Komponist gehört zu den selten gewordenen Stilisten des modernen Jazz-Klaviers. Mit der Neugier des musikalischen Fährtensuchers gräbt er sich in den Berg der Überlieferung und sortiert die klingenden Bruchstücke nach Prägnanz und Witz. Manches Motiv scheint bekannt, manche Wendung geläufig und dennoch wirkt seine Musik individuell, zuweilen verschroben, emotional, impulsiv. Svensson deutet nur an, schlägt Brücken zu den Vorbildern von Bill Evans bis Keith Jarrett, um sie als Inventar einer modifizierten Formensprache der Improvisation nützen zu können. Der Rest bleibt Intuition auf der Basis solider musikalischer Analytik, die seine Klangwelt kompakt und eigenständig sich entwickeln läßt.Svensson hat Spaß am Experiment im Detail. Er hat außerdem das Glück, mit einem Trio arbeiten zu können, das seine Begeisterung für die Nebenlinien der Normativität teilt. Mit dem Schlagzeuger und Kindergartenfreund Magnus Öström hat er bereits in Jugendjahren ausgiebig am Idiom der Rockmusik gefeilt und sich eine symbiotische Sicherheit im Zusammenspiel erarbeitet. Er gehörte daher auch zur Urbesetzung des 1990 gegründeten Esbjörn Svensson Trios (EST), dem sich drei Jahre darauf der Kontrabassist Dan Berglund anschloß. Mehr als bei vielen anderen Jazz-Formationen nützen die Musiker seitdem die Chance der ähnlichen Vorlieben und fusionieren ihre persönlichen Qualitäten zu einer stimmigen Gesamterscheinung. Diese Kraft der Working Band verleiht ihnen eine Selbstverständlichkeit im Auftreten jenseits der Makulatur der Lässigkeit. Denn das EST glänzt durch Konzentration, Präzision und vor allem durch die Verve des gemeinsamen ästhetischen Entwurfs. Jazz wird wieder zum Versuchsaufbau, der Nebenlinien und Neuerungen, Irrwege und Erfolge zuläßt. So fand der Pianist sich im Juli 1999 in Montreux wieder, diesmal als Leiter seiner eigenen Band. Zu nachtschlafener Zeit, als die meisten Kollegen sich schon bei Cocktails an der Bar tummelten, stiegen Svensson, Berglund und Öström auf die Bühne und schafften es, wie schon Wochen zuvor auf dem Jazz-Baltica Festival in Salzau, binnen weniger Momente, die Menschen in der Miles Davis Hall an sich zu binden. Mit dem Material ihrer aktuellen CD From Gagarins Point Of View (ACT 9005-2) im Gepäck, luden sie die Nachtschwärmer in ein reizvoll farbiges Klangspektrum zwischen Groove und Moderne, Versenkung und Freiheit, Harmonie und Kontrast. Begeisterungsstürme auch hier und trotz fortgeschrittener Stunde.
Der Live-Erfolg und die enorme Medienresonanz auf die Veröffentlichung von From Gagarins Point Of View bestärkte ACT darin, nun auch ein früheres Album des EST international zugänglich zu machen. Bereits 1997 entstanden, ist Winter In Venice (ACT 9007-2) nach When Everyone Has Gone (Dragon, 1993), Mr & Mrs Handkerchief (Prophone, 1995) und EST plays Monk (BMG, 1997) die vierte CD der Band und zugleich die erste, bei der sich das eigenständige Profil der drei Musiker in seiner aktuellen Form entfaltet. Die 13 eigenen Kompositionen präsentieren sie als sensible Meister der Kommunikation, die mit dem Hang zur schlichten, schönen Melodie komplexe Motivnetzwerke entwickeln. Mal balladesk, mal fröhlich swingend, gestaltet Winter In Venice ein lebendiges Tongemälde, das dem suggestiven Titel zum Trotz wenig mit der morbiden Stimmung im Venedig der dunklen Jahreszeit zu tun hat. Es bekam 1998 den Schwedischen Grammy als bestes Jazz-Album des Jahres verliehen und verhalf Svensson obendrein zum Titel des Songwriter Of The Year. Und es ist wie From Gagarins Point Of View eine Sammlung kammerjazziger Rhapsodien, die in sich und als Gesamtheit viel Raum für Entdeckungen und Assoziationen lassen. Credits:
Recorded by Johan Ekelund and Åke Linton at Emi Studios on August 20 - 22, 1997 Mixed by Johan Ekelung and Bernard Löhr at Little Big Room on October 6 - 8, 1997 Mastered by Johan Ekelund Produced by Johan Ekelund
Ulf Wakenius - Taste of HoneyCD / Vinyl / digital
Ulf Wakenius guitars Lars Danielsson bass & cello Magnus Öström drums
Noch ein Beatles-Album? Als der schwedische Gitarrist Ulf Wakenius mit dem Vorschlag kam, eine Hommage an Paul McCartney einzuspielen, war Produzent Siggi Loch zunächst skeptisch. Gibt es doch bereits allzu viele Interpretationen der unsterblichen Beatles-Melodien. Doch die Leidenschaft, mit der Wakenius für eine Hommage an eines seiner Idole brannte, vor allem aber das Dreamteam und Allstar-Trio, das er mit Lars Danielsson und Magnus Öström dafür an den Start brachte, überzeugten Loch schließlich. Aber bei der Titelauswahl sollten Facetten McCartneys gezeigt werden, die nicht allzu bekannt sind. Und so erinnerte sich Loch an die Anfänge der Beatles, die er selbst hautnah miterlebt hatte. 1962 sah er mehrere Auftritte der Beatles im Hamburger Star-Club, wo ihre Weltkarriere bekanntlich begann. Der Höhepunkt ihrer Konzerte dort war stets Bobby Scotts Broadway-Song „A Taste of Honey“, gesungen von McCartney. So durfte diese Nummer bei einem „Tribute to Paul McCartney“ nicht fehlen, am Ende wurde sie sogar titelgebend. Ebenso klar war, dass auch weniger bekannte Stücke aus der „Wings“-Periode dabei sein mussten. Die zwölf sorgsam ausgewählten Titel decken nun chronologisch wie stilistisch ein breites Spektrum des Schaffens von McCartney ab. Natürlich auf eine einzigartige, nie gehörte Weise, sind die drei, die hier ihrem Vorbild ein Denkmal errichten, doch jeder für sich selbst unverwechselbare Stilisten.
Bei Ulf Wakenius ist es die Quersumme seiner reichen Erfahrungen, angefangen mit früher Rock-Leidenschaft über den klassischen Modern Jazz in der Zusammenarbeit mit dem Bassisten Nils-Henning Ǿrsted Pedersen wie in den zehn Jahren als Mitglied des Oscar Petersen Quartet bis zur Begleitung herausragender Pop-Jazz-Sängerinnen wie Youn Sun Nah und den eigenen, die üblichen Spielweisen und Ausdrucksformen der Gitarre sprengenden Projekten. Seine besondere Einfühlungs- und Gestaltungskraft hat er auch bereits bei Hommagen an Keith Jarrett und Esbjörn Svensson bewiesen. Nils-Henning Ǿrsted Pedersen ist das Bindeglied zwischen Wakenius und Lars Danielsson, die als zwei der führenden europäischen Jazzer mittlerweile oft zusammengearbeitet haben. Auch Danielsson hat in seiner 40-jährigen Karriere seine Bandbreite stetig erweitert, ob als Begleiter zahlloser Größen von Trilok Gurtu bis zu Charles Lloyd wie mit sei-nem eigenen Allstar-Quartett oder den gemeinsamen Projekten mit dem polnischen Pianisten Leszek Moźdźer oder Cæcilie Norby.
Magnus Öström wiederum hat inzwischen hinlänglich bewiesen, dass er nicht nur auf ewig der Drummer der Jahrhundertband e.s.t. bleiben wird, sondern mit seinen eigenen Projekten auch die Brücke zum Progressive Rock oder völlig eigenwilligen Bands wie Gentle Giant schlagen kann. Nicht zuletzt durch seine Meisterschaft an den Besen und seinen ganz eigenen Sinn für Pausen.
So höre man auf „A Taste of Honey“ nur einmal den federnden Groove, den Öström „Maybe I’m Amazed“ mitgibt. Ein Power-Stück, das die große Bandbreite der Interpretationen und die ernsthafte Vertiefung in die Vorlagen veranschaulicht. Bei „Blackbird“ etwa, einem der liedhaftesten Songs der Beatles überhaupt, stellt Wakenius‘ „singende“ Gitarre so manche Vokal-Version in den Schatten, und die feine Rhythmusarbeit seiner Begleiter kitzelt einen bislang unerhörten Swing aus dem Stück. Aus „My Funny Valentine“ streichen die drei das „funny“ und verleihen ihm stattdessen eine sehnsuchtsvolle Tiefe – unter anderem mit einem ergreifenden Bass-Solo von Danielsson. Ebenso wunderbar reduziert und zur melancholischen Ballade umgeformt erklingen „You Never Give Me Money“ und das zwischen der herzzerreißend romantischen Melodie und den angerissenen Licks und abgedämmten Bässen changierende „Besame Mucho“. Mit dem Latin-Klassiker von Consuelo Velasquez beschloss Paul McCartney einst die Auftritte der Beatles im Liver-pooler Cavern Club, wie Loch seinerzeit mitbekam. So gehörte auch dieses Stück für ihn unbedingt zu einer McCartney-Hommage. Im Finale furioso schließlich verwandelt Wakenius „Eleanor Rigby“, das vielleicht am häufigsten von Jazzer adaptierte Beatlesstück, in eines seiner so extrem druckvollen und bis in jede Note mit Spannung aufgeladenen Zauberstückchen a la „Momento Magico“. Wie also schon Paul McCartney, ob mit den Beatles oder den Wings, einst die Lieblingssongs seiner Vorbilder zu seinen eigenen machte, so ziehen nun Wakenius, Danielsson und Öström dessen unsterbliche Stücke in ihre musikalische Vorstellungswelt. Laden sie mit ihren Gedanken und Gefühlen auf und verschaffen dieser wunderbaren schwedische Hommage an den britischen Sir Paul McCartney so ein zeitloses Eigenleben. Credits:
Produced by Siggi Loch Recorded by Lars Nilsson at Nilento Studio, Gothenburg, September 12 & 13, 2019 Assistant engineer: Michael Dahlvid Mixed and mastered by Lars Nilsson Cover art by Jerry Zeniuk
Various Artists - Magic Moments 13CD / digitalBestes Jazzinfotainment: 16 Tracks, 75 Minuten Musik in the Spirit of Jazz, u.a. mit Nils Landgren & Jan Lundgren, Wolfgang Haffner,Ulf Wakenius, Solveig Slettahjell, Grégoire Maret, Vincent Peirani & Emile Parisien, Kadri Voorand, Viktoria Tolstoy, Jazzrausch Bigband.Credits:
Compilation by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann
Esbjörn Svensson Trio e.s.t. - Seven Day Of FallingEsbjörn Svensson Piano Dan BerglundDouble Bass Magnus Öström Drums Am Samstag, den 9. März 2002 kam eine handverlesene Schar von Zuhörern, das ‚Who is Who’ europäischer Festivalveranstalter, Plattenfirmenmanager und Journalisten, um Mitternacht in Londons legendärem „Pizza Express Jazzclub“ zusammen und feierte die Release Party des neuen e.s.t.-Albums Strange Place For Snow (ACT 9011-2). Dieser Abend wurde zum Auftakt für den internationalen Durchbruch der Band. Knapp hundert Konzerte in 18 Ländern und sechs prestigeträchtige Auszeichnungen später hat e.s.t. Europa im Sturm genommen. Das Trio wurde als „Beste Internationale Künstler“ mit einer Victoire du Jazz in Frankreich und dem BBC Jazz Award in England ausgezeichnet. Es hat den deutschen ‚Jazz Award’, den ‚Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik’, den ‚Guiness Jazz in Europe Award’ in Irland und den Spezialpreis der MIDEM 2003 als „Entdeckung des Jahres“ erhalten. Strange Place For Snow verkaufte sich fast dreimal so oft wie die vorherigen Alben und brachte die Band sogar in die USA, wo sie eine dreiwöchige Tour absolvierte – wahrscheinlich der einzige europäische Jazz-ACT, dem dies 2002 gelang.
Am Montag, den 10. März 2003 – fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem denkwürdigen Abend in London – trafen sich Esbjörn Svensson, Dan Berglund und Magnus Öström im Atlantis Studio in Stockholm für die Aufnahmen zu ihrem nächsten Album: Seven Days of Falling (ACT 9012-2) entstand in einer achttägigen Recording-Session, gefolgt von fünf Tagen Mischung - ein im Jazz unüblich großer Zeitaufwand, den man eher von Pop-Produktionen gewohnt ist. Doch dies spiegelt die Philosophie des Trios wider: Sie übertragen Muster aus dem Popbereich in die Jazzwelt – und dies betrifft nicht nur ihr eigenes Selbstverständnis, ihre Auftritte mit ausgefeilter Lightshow und speziellen Soundeffekten (sie reisen nie ohne ihren Light- und Soundingenieur), sondern eben auch die Aufnahmen, die in wochenlangen Proben vorbereitet werden und in zwei Aufnahmesessions von je vier Tagen kulminieren. Sie überlassen nichts dem Zufall und kontrollieren noch das kleinste Detail ihrer Produktionen.
Um die nötige Inspiration für ein neues Album zu gewinnen, zieht sich die Band in den Wochen vor den Aufnahmen gerne zurück. Die Nachbarschaft in Esbjörns Heimatstadt Enskededalen in der Nähe von Stockholm kann dann immer wieder erleben, wie der berühmte Sohn der Stadt durch die umliegenden Wälder streift. „Ich liebe lange Spaziergänge, zwei, drei Stunden am Tag, das inspiriert mich“. In den zehn Jahren, die zwischen ihrem ersten Album When Everyone Has Gone und ihrer aktuellen Produktion Seven Days of Falling vergangen sind, ist die Band eng zusammengewachsen und hat eine ganz persönliche Stimme, einen unverwechselbaren Sound ausgebildet. Die drei Schweden haben sich nie an irgendwelche Trends gehängt, nie irgendwelche Idole kopiert, sondern sich auf sich selbst konzentriert und ihre eigene Musik, ihren eigenen Stil geschaffen. Gleichzeitig haben sie sich ihre Offenheit allen musikalischen Richtungen gegenüber bewahrt und so bekommt man auch auf die Frage nach ihren Lieblingsbands Antworten wie “The Police”, “Deep Purple”, “Radiohead” oder “Apex Twins” zu hören. Seven Days of Falling ist der bisherige Höhepunkt ihres Schaffens. Es ist der Kulminationspunkt einer Entwicklung, die bereits mit dem Song „Dodge the Dodo“ aus From Gagarin’s Point of View (ACT 9005-2) begonnen und sich über „Spam-Boo-Limbo“ und den Hidden Track auf Good Morning Susie Soho (ACT 9009-2) bis hin zu „Behind the Yashmak“ auf Strange Place for Snow konsequent fortgesetzt hat. Seven Days of Falling führt den Zuhörer durch großartige musikalische Landschaften, wozu die wundervollen Balladen “Why She Couldn’t Come” und “Ballad for the Unborn” gehören. Am deutlichsten entfaltet sich die Magie von e.s.t. vielleicht in Stücken wie “O.D.R.I.P.” und “Elevation of Love”, wenn Dan Berglund den Bogen in die Hand nimmt und beginnt, Spezial-Effekte einzusetzen, so dass er wie Jimi Hendricks klingt, und wenn Magnus Öström das Tempo mit schweren drum’n’bass Rhythmen anheizt. Subtile und verführerische Melodien kombiniert mit modernen, treibenden Grooves – diese Mischung macht den typischen Stil der Band aus.
e.s.t. ist zu einer schwedischen Erfolgsstory geworden. Und wenn Esbjörn den Konzertabend mit den knappen Worten “We are e.s.t. from Sweden“ eröffnet, ist man auf der Stelle von dem Charme und der Bescheidenheit dieser Botschafter großer Musik verzaubert.
Esbjörn Svensson Trio e.s.t. - Strange Place For SnowEsbjörn Svensson Piano Dan Berglund Double Bass Magnus Öström Drums
Reifeprozesse zeigen sich manchmal viel ruckartiger, als sie stattfinden: Plötzlich ist etwas verändert. Genau das trifft auf die CD des Esbjörn Svensson Trios - kurz E.S.T. - zu. Eine künstlerische Entwicklung, die kontinuierlich fortschritt, hat hier einen Kristallisationspunkt erreicht. Noch ein bisschen weiter als zuvor hat sich E.S.T. vom gängigen Jazz-Klaviertrio-Stil entfernt. Ihre Eigenkompositionen haben Esbjörn Svensson (Piano), Dan Berglund (Bass) und Magnus Öström (Schlagzeug) noch stärker verschlankt - oder besser: zugespitzt. Noch griffiger, manchmal auch einfacher, immer aber strenger sind die Themen: sparsame, Aufmerksamkeit bündelnde Klang-Signale aus den Morse-Alphabeten des modernen Jazz, der Popmusik, des skandinavischen Folk und der europäischen E-Musik. Frappierend leise kommen sie im dichten, feinen Spiel des Trios daher: eine Musik, die nicht unbedingt Entladungen braucht, um ihre Kraft spürbar zu machen. Gerade das Titelstück, "Strange Place For Snow" (Track 3), zeigt das: "Bevor es seine endgültige Form bekam, hörte es sich zu poppig an", erzählte Esbjörn Svensson. Ein Ohrwurm-Motiv aus fünf Tönen wandert raffiniert durch unerwartete Harmonien, schleicht sich an und entzieht sich dann wieder subtil: eine Komposition, die den Hörer sofort anspringt und dann doch ihr Geheimnis behält. Das gilt ähnlich für alle neun Nummern der CD. Sanft soulig beginnt sie mit "The Message" (Track 1), einer freien Einspielung vom Mai 2001. Track 2, "Serenade For The Renegade" ist eine sublim leise Hommage an Radiohead. In Track 4, "Behind The Yashmak" spielt das Trio seine Fähigkeit aus, über eine lange Distanz (10 Minuten) mit elegischen Linien Spannung aufzubauen und sie immer mehr zu steigern, zu verdichten - in einem Klang-Raum, der dennoch stets weit offen bleibt: ein Stück zum allmählichen Abheben. Track 5, "Bound For The Beauty of The South", hat E.S.T. dem bei Garmisch-Partenkirchen liegenden Schloss Elmau gewidmet, wo es ein eigenes, mittlerweile viel beachtetes Jazz-Festival gibt und das Trio eine Art Refugium gefunden hat: Meditative Basslinien von wunderbar lyrischer Schönheit grundieren ein Klang-Idyll, das dem realen Ort gerecht zu werden versucht. Von dem großen ungarischen Komponisten Béla Bartók (1881-1945) hat sich Esbjörn Svensson für "Years Of Yearning" (Track 6) inspirieren lassen - mit einem Meisterstück der Reduktion auf wenige Töne in einer wiederkehrenden, zugleich hymnischen und melancholischen Akkordfolge. Track 7, "When God Created The Coffeebreak", schließt mit gewitztem zum bohrenden Kontrapunkt einer Musik, die sich jeder "Play Bach"-Nostalgie ironisch verweigert: Bach im Ambient-Zeitalter. Track 8, "Spunky Sprawl", klingt mit verfremdetem Boogie-Bass und einer geistvoll kürzelhaften Melodie fast wie eine Reminiszenz an die genialisch-lakonischen Film -Themen von Henri Mancini; und ganz beiläufig spielt das Trio gerade hier seine Virtuosität aus: Brillanz mit Hintersinn. "Carcrash" (Track 9), das Schluss-Stück dieser CD, klingt ganz anders, als der Titel vermuten lässt - eher die Stille nach dem "Crash" kann man aus den fast statischen Tönen dieser verhangen-schönen, dunklen, aber nur in Maßen düsteren Ballade heraushören, die in kreisende Glockenklang-Monotonie mündet.Eine wie durchkomponiert erscheinende Abfolge ergeben die neun Stücke dieser CD: Alle wie aus einem Guss und doch jedes verblüffend anders. Mit "Strange Place For Snow" hat E.S.T. die eigene Mitte gefunden - und in ihr überraschend viele Formen und Farben. Eine CD mit ziemlichem Kult-Potenzial - weit über die Gemeinde der Jazztrio-Verehrer hinaus.Credits:Recorded by Janne Hansson at Atlantis in December 2001, except track 01 recorded by Åke Linton at Roam Studio in April 2001 Mixed by Janne Hansson at Atlantis, January 2002 Mastered by Tommy Lydell at Atlantis Produced by e.s.t. Manufacturer
Esbjörn Svensson Trio e.s.t. - e.s.t songbook Volume 2
Der schwedische Jazzpianist Esbjörn Svensson war stilistisch ein Pionier und hat mit seinem Trio einen ganz besonderen Sound erschaffen. Auf höchster Ebene der Interaktion verschmolzen Jazz, Pop, Rock, Klassik und schwedische Volksmusiktradition zu einer eigenen Klangwelt. Das Trio war ein herausragendes musikalisches Phänomen, dessen Ansehen und Wirkung bei dem Publikum und anderen Musikern mit den Jahren immer mehr zunahmen. 2018 jährt sich der Todestag des Ausnahmekünstlers zum 10. Mal - und bis heute hört man bei vielen jungen Jazzern den Einfluss und die Inspiration Esbjörn Svenssons heraus. Das Songbook Volume 2 knüpft mit seiner Titelauswahl an den Vorgänger an und enthält neben 21 der besten Songs des außergewöhnlichen Trios auch viele Fotos der Musiker. Alle Titel sind für Klavier mit Akkordbezifferung und Bass (optional) notiert.
Various Artists - Magic Moments 10 "In The Spirit of Jazz"CD / digitalDer Jubiläums-Sampler Magic Moments 10 gibt einen Einblick über die aktuellen Albumveröffentlichungen aus dem ACT Katalog. 14 Titel, über 1 Stunde bestes Jazz-Infotainment „in the spirit of Jazz“.Credits:
Compilation by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann
Lars Danielsson - Liberetto IIICD / Vinyl / digital
Lars Danielsson double bass, cello, piano intro on 05 & 08, wah-wah cello & guembri on 09 Grégory Privat piano John Parricelli guitars Magnus Öström drums & percussion Guests: Arve Henriksen trumpet on 01, 02, 06, 09, voice on 06 Dominic Miller acoustic guitar on 10 Hussam Aliwat oud on 04 & 07 Björn Bohlin english horn on 02, 03, 08 & oboe d'amore on 01Mathias Eick trumpet on 10Musik muss berühren
Für Lars Danielsson, den Meister des Wohlklangs an Bass und Cello, liegt die Kraft der Musik in der Melodie. Sie ist der Keim, das Energiezentrum, aus dem sich alles entfaltet. Für diese Spielhaltung steht „Liberetto“ auch zum dritten Mal ein. Danielssons Wortschöpfung wird endgültig zum Synonym seiner Kunst: Steckt darin doch mit „Libretto“ der Verweis auf die abendländische Kunstmusik als Quelle für seine Kompositionen und den ihnen innewohnenden lyrischen, sanglichen Charakter. Dann verbirgt sich darin aber ebenfalls das lateinische Adjektiv „liber“ (frei), das für die Improvisation, für die individuelle Anpassung der Formen und Vorgaben, vor allem aber für das grenzenlose Musikverständnis von Danielsson steht.
Die dritte „Liberetto“-Ausgabe überwindet so viele Grenzen wie nie zuvor. Schon der Start hebt sich hinweg in den Himmel: „,Agnus Dei‘ habe ich für meine Mutter komponiert“, erklärt Danielsson, „sie hat im Kirchenchor gesungen, wie ich dann auch. Dieses Spirituelle, Feierliche der Musik hat mich geprägt.“ Auf diese ruhige, fast klassische Hymne folgt mit „Lviv“ ein ganz anders gepoltes, forsch jazzpoppig und ungemein rhythmisch vorandrängendes Stück. Vielseitig geht es weiter: „Sonata In Spain“ spielt mit spanischer Folklore, „Taksim By Night“ mit türkisch-arabischen Elementen und „Gimbri Heart“ mit afrikanischen Einflüssen. „Mr Miller“ wiederum ist eine anrührende Ballade im typischen „nordic sound“. Alle zwölf von Danielsson selbst komponierten Stücken folgen dabei dem „Liberetto“-Prinzip: Struktur und Freiheit sind fein austariere Tragflächen, die die Musik scheinbar schwerelos durch Zeit und Raum schweben lassen. Vor allem aber verbindet sie das fantastische Zusammenspiel der Musiker, ob in Unisono-Passagen, in der Begleitung der Soli oder beim Interplay, wenn einer den Ball des anderen aufnimmt.
„Die Band hat sich seit 2012 enorm weiterentwickelt. Wir haben so viel zusammengespielt, dass sich ein blindes Verständnis ergeben hat. So konnten wir das neue Album noch bunter machen, in noch mehr Richtungen gehen“, sagt Danielsson. Einer aus dem bewährten Quartett mit Gitarrist John Parricelli und dem ehemaligen e.s.t.-Schlagzeuger Magnus Öström aber fehlt: Tigran, der Pianist der ersten beiden Alben. Da traf es sich, dass Danielsson auf einen hoch talentierten jungen französischen, von der Übersee-Insel Martinique stammenden Pianisten aufmerksam wurde, der inzwischen ebenfalls ein Mitglied der ACT-Familie ist: Grégory Privat. Danielsson lud ihn zum Spielen ein und fand sich sofort auf einer Wellenlänge. „Er ist eine große Bereicherung. Grégory ist ein begnadeter Geschichtenerzähler am Klavier mit viel rhythmischem Feingespür und er bringt ein kreolisches Element in unsere Musik ein. Wir sind alle sehr glücklich, ihn jetzt dabei zu haben.“
Wie schon bei den ersten „Liberetto“-Alben stoßen auch diesmal handverlesene Gäste dazu, die einzelne Stücke noch lebendiger machen: Sting-Gitarrist Dominic Miller ist ebenso erneut dabei wie Trompeter Mathias Eick mit seinem unverwechselbar sphärischen Ton. Die anderen Trompetenparts übernimmt Arve Henriksen, der bereits auf dem „Liberetto“-Debüt mit von der Partie war. Das eindrucksvolle Englischhorn-Solo auf „Da Salo“ spielt Björn Bohlin vom Göteborger Sinfonieorchester, mit dem Danielsson vor kurzem zusammenarbeitete. Schließlich bringt der jordanische Oud-Spieler Hussam Aliwat arabisches Flair in die Musik. Schließlich ist auch Cæcilie Norby wieder mit von der Partie, wenn auch diesmal nicht als Sängerin, sondern als Produzentin: „Der Blick von außen ist wichtig. Ich brauche sie für den letzten Schliff und vertraue ihrem Urteil und Geschmack völlig“, erklärt Danielsson.
Kunstvoll und mit unübertrefflicher Leichtigkeit formen sich auf „Liberetto III“ farbenreiche Klänge zu fantasievollen atmosphärisch dichten Kompositionen. Lars Danielsson geht es um Gefühl und Tiefe. Er will nicht denken, sondern spüren und so den Hörer eindringlich empfinden lassen.
Credits:
Music written by Lars DanielssonRecorded and mixed by Bo Savik at Tia Dia Studios, Mölnlycke Sweden Additional recording: Simon Danielsson & Michael Dahlvid Mastered by Jan Erik Kongshaug at Rainbow Studio, Oslo, Norway Piano tuning by Bengt Eriksson Produced by Cæcilie Norby & Lars Danielsson Executive Producer: Siggi Loch
Esbjörn Svensson Trio e.s.t. - E.S.T. SYMPHONYCD / Vinyl / digital
Royal Stockholm Philharmonic Orchestra Hans Ek conductor & arranger Marius Neset saxophone Verneri Pohjola trumpetJohan Lindström pedal steel Iiro Rantala piano Dan Berglund bass Magnus Öström drums
„Es wäre ein Fehler, über Esbjörns Musik in der Vergangenheit zu sprechen, denn seine Musik bleibt“, sagt Nils Landgren, Freund und musikalischer Weggefährte von Esbjörn Svensson. Mit dem Monumentalwerk E.S.T SYMPHONY erhält die Musik des bedeutendsten europäischen Jazzpianisten der 1990 bis 2000er Jahre eine sinfonische Form. Mehr noch, Stücke wie „Tuesday Wonderland“, „Viaticum“ oder „From Gagarin’s Point Of View“ werden dank eines 90-köpfigen Klangkörpers auf eine ganz neue Stufe gestellt. Sie führen, verewigt auf Noten und losgelöst vom e.s.t. Esbjörn Svensson Trio ein eigenes Leben.
Als Esbjörn Svensson 2008 bei einem Tauchunfall starb, war der Verlust für die Musikwelt groß. Das Mastermind des einflussreichsten europäischen Piano-Trios der letzten 25 Jahre hinterließ ein Vermächtnis, das es zu bewahren galt. „Für Dan, Magnus und mir war es seit Esbjörns Tod Verpflichtung und große Motivation, einen Weg zu finden, seine Musik für die Nachwelt zu erhalten. Mit der E.S.T. SYMPHONY wollen wir ihm ein verdientes Denkmal setzen, das an diesen großartigen Musiker und Menschen erinnert“, erzählt Burkhard Hopper, e.s.t. Manager und Initiator des Projektes.
Das die sinfonische Adaption der e.s.t. Musik ganz im Sinne Svenssons gewesen wäre, liegt nahe. In seinem Elternhaus wuchs er mit klassischer Musik auf. Die Mutter war Konzertpianistin. In der Band war Svensson der große Klassik-Fan. „Im Tourbus hörte er immer mit großer Vorliebe Bach. Und vor Konzerten spielte er sich gerne mit Chopin-Etüden ein“, erzählt Bassist Dan Berglund. Svensson war es auch, der die abendländische Kunstmusik in die e.s.t.-Musik einfließen ließ. Wie sehr er davon inspiriert war, hört man vielleicht am besten auf dem Album „Viaticum“. Auch die Idee, e.s.t. mit einem sinfonischen Klangkörper zu interpretieren, schwirrte Svensson, wenn auch unkonkret, zeitlebens durch den Kopf.
Die E.S.T. SYMPHONY entstand evolutionär, über einen Zeitraum von acht Jahren. Bevor das Royal Stockholm Philharmonic Orchestra mit den Solisten ins Studio ging, wurde sie mehrfach aufgeführt. Feuertaufe war sicherlich das umjubelte Konzert im Musikverein Wien, dem heiligen Ort der Klassik-Welt. Immer wieder wurde am Programm gefeilt und nachjustiert, bis der perfekte Klang gefunden wurde. Den Ursprung nahm das Projekt 2003 auf Jazz Baltica, damals noch mit Svensson am Klavier. e.s.t. sollten etwas Besonderes präsentieren: Ein Kammerorchester kam hinzu und Svensson schrieb dafür die Arrangements. Darunter auch jenes für „Dodge the Dodo“, welches auf E.S.T. SYMPHONY nahezu in der Ursprungsfassung erklingt. Es wurde lediglich etwas großorchestraler aufbereitet.
Der schwedische Dirigent und Arrangeur Hans Ek ist der Schlüssel zum Projekt. Er ist es, der die Musik durch seine Arrangements zum Leben erweckt und ihr neue Wege zeigt. Es ist kein Zufall, dass er für die E.S.T. SYMPHONY ausgewählt wurde: Ek war ein Studienfreund von Berglund und realisierte Anfang der 90er Jahre sogar ein Orchesterprojekt mit Svensson am Klavier. Mit größter Sensibilität ging Ek an die Arrangements heran, immer in enger Abstimmung mit Öström und Berglund. So gelang es ihm, die e.s.t. DNA zu entschlüsseln und daraus einen neuen Klangkörper zu erschaffen.
e.s.t. standen einerseits für Experimentalität, andererseits aber auch für Ohrwurmmelodien und packende Hooklines. Was das Trio so einzigartig machte, war der Spagat, diese beiden Pole auf Spannung zu halten. Das Einfache nicht banal klingen zu lassen und das Komplexe begreifbar zu machen, war die große Kunst der Band. Und genau diese Gratwanderung findet sich auch in der E.S.T. SYMPHONY wieder: Ek ist es gelungen, ein eigenes Werk im Werk zu schreiben. „Es war eigentlich eine unmögliche Herausforderung aus einem Trio eine 90-köpfige Orchestermusik zu machen. Aber die Möglichkeit, e.s.t. eine neue Gestalt zu geben, hat mich gereizt. Die Vision von e.s.t. weiterzuführen, stand dabei aber immer im Vordergrund“, erzählt Ek.
„Bei jedem Stück übernimmt das Orchester eine bestimmte Funktion. Manchmal hat es die Aufgabe eines der Bandmitglieder zu imitieren, wie z.B. Dans Bassspiel oder auch Magnus Beats. Teilweise habe ich auch Klaviersolos von Esbjörn transkribiert und eingebaut, wie zum Beispiel das Zwischenspiel von „When God Created the Coffeebreak“ oder „Ajar“ (vom Album „Leucocyte“), das dann in die „e.s.t. Prelude“ eingeflossen ist. Dann habe ich auch elektronische Klangwelten kreiert, die die Originalkompositionen umhüllen. In Esbjörns Klavierspiel finden sich bekanntlich zahlreiche Bezugspunkte zur abendländischen Kunstmusik, die ich aufgenommen und verarbeitet habe. Und letztendlich war es immens wichtig, dass jeder Song von einem Solisten geprägt wurde, der dann wieder mein Schreiben beeinflusst hat. Zum Beispiel bei „Seven Days of Falling“, das Marius Neset am Tenorsaxofon featured. Hier habe ich das Orchester bewusst zurückgenommen und nur Marius Spiel (elektronisch) untermalt, denn es braucht keine zusätzliche Melodieführung, wenn das Saxofon bereits die ganze Geschichte erzählt.“
Nicht nur beim Orchester, sondern auch bei den Solisten wurde eine skandinavische Lösung gewählt: Mit dem Royal Stockholm Philharmonic Orchestra ist Ek eng vertraut, und die Solisten gehören zum Besten was der zeitgenössische europäische Jazz derzeit zu bieten hat: Neben Neset, der finnische Trompeter Verneri Pohjola, Berglunds Tonbruket-Weggefährte Johan Lindström und last but not least, am Klavier: Iiro Rantala. Der Finne, selbst einer der weltbesten Jazzpianisten unserer Zeit, imitiert mitnichten den verstorbenen Meister. Man entschied sich für eine andere Denkweise: Das Piano wurde quasi aufgeteilt. Die Aufgaben Svenssons übernehmen Klavier und Orchester gemeinsam. „Du kannst jemanden wie Esbjörn nicht ersetzen. Deswegen war es ein guter Weg, dem Orchester den dritten Teil des Trios zuzuschreiben. So dass der Fokus nicht auf dem Klavier liegt“, so Öström.
„Svenssons Spiel ist so persönlich und innig, aber trotzdem voller Energie und Virtuosität. Vor allem aber ist es sehr kommunikativ. Genau das haben wir auch mit der E.S.T SYMPHONY versucht“, erzählt Ek. Hört man das 78 Minuten lange Werk, wird einem dieses Bestreben eindrucksvoll vor Ohren geführt. Eine ungemein leidenschaftliche und kraftvolle Musik ist entstanden, die sich überaus präsent anfühlt und damit Erinnerungen an damalige e.s.t. Konzerte wach werden lässt. Mit Ehrfurcht vor dem Original, aber auch großem Gestaltungswillen ist ein emotionales Klangerlebnis mit Gänsehaut-Faktor entstanden. Eine Sinfonie, die den Meister zwischen den Notenzeilen lebendig werden lässt, aber auch darüber hinausgeht. Und somit beides ist: Erinnerung und Aufbruch.Credits:
Recorded at Konserthuset in Stockholm on June 10, 11 and 12, 2016 by Lars Nilsson, Michael Dahlvid and Joakim Nilsson. Mixed and Mastered by Lars Nilsson at Nilento Studio in Gothenburg in June and July 2016. Executive Producer: Burkhard Hopper
Esbjörn Svensson Trio e.s.t. - Tuesday WonderlandCD / Vinyl / digital
Esbjörn Svensson piano Dan Berglund bass Magnus Öström drums Was ist so besonders an Dienstagen?“Genau darum geht es – die meisten Leute finden nichts Besonderes an Dienstagen, aber wenn man einmal die Aufmerksamkeit auf die kleinen Dinge im Leben lenkt, wird man auch Dienstage vielleicht in einem anderen Licht sehen”, sagt Magnus Öström, der meist die Titel zu den Songs von e.s.t. findet, und Esbjörn Svensson und Dan Berglund nicken zustimmend. “Was wir machen, nämlich Musik, bedeutet vielleicht nicht wirklich vielen Leuten etwas, aber wenn man sich in die Musik hineinfallen lässt, wird man auf eine Reise mitgenommen und kann sein eigenes Wunderland entdecken – eine Reise, die dein ganzes Leben verändern kann.”
So gesehen wird deutlich, was Tuesday Wonderland unmittelbar mit Viaticum (ACT 9015-2) verbindet, dem Vorgängeralbum von 2005: Viaticum erzählte von der Musik als Proviant, den wir mit auf eine geistige Reise nehmen. Tuesday Wonderland nimmt uns selbst mit auf diese Reise, die neue Welten eröffnet und uns ins Wunderland der Musik von e.s.t. führt.
e.s.t. - derzeit Europas führende Kraft im Jazz und die erste europäische Jazzband, die je ein Cover des weltbekannten US-Jazzmagazins Downbeat zierte - glauben an Beständigkeit. Vor 13 Jahren gründeten Esbjörn, Dan und Magnus das Trio und Tuesday Wonderland ist mittlerweile das zehnte Album auf ihrer Entdeckungsreise in die Tiefen der Musik - und es ist vielleicht sogar ihr bestes bisher. Genauso glauben sie an die Gleichberechtigung untereinander. Hier liegt ein weiterer Schlüssel zum anhaltenden Erfolg des Trios: drei Individuen, die gemeinsam an einem Ziel arbeiten, entfalten mehr Kreativität als eine einzelne Person, die die Richtung vorgibt.
Von ihrem ersten Album an war klar, dass es sich hier um außerordentlich begabte Musiker handelte, doch erst als sie 1999 auf From Gagarin´s Point Of View (ACT 9005-2) begannen, mit Klängen und Elektronik zu experimentieren, entwickelte sich dieser einzigartige Sound von e.s.t., der heute ihr unverwechselbares Markenzeichen ist. Damit kein Missverständnis aufkommt: e.s.t. ist mehr als ein besonderer Sound, der ist nur eine der Zutaten. Es sind die Melodien, die Komplexität und gleichzeitig die unmittelbare Zugänglichkeit ihrer Musik, die e.s.t. auszeichnen. Je mehr man zuhört, desto mehr gibt es zu hören - was es schwierig macht, den CD-Player anzuhalten, hat man einmal eines ihrer Alben eingelegt.
Der immense Einfluss, den e.s.t. auf die aktuelle Musikszene haben, spiegelt sich in der Begeisterung der Musikkritiker ("Trio des Jahrzehnts", "Das Hippste im Jazz derzeit"), dem überwältigenden kommerziellen Erfolg ("Viaticum" war 2005 das meistverkaufte Instrumental-Album des Jazz in Europa!) sowie in ihren Konzerten, die Tausende von Zuhörern rund um den Globus anziehen. Nicht zuletzt schlägt er sich auch in den Kommentaren ihrer Kollegen wieder, angefangen von Pat Metheny ("Der aufregendste Act, den ich in den letzten 15 Jahren gesehen habe") bis hin zu Jamie Cullum ("Meine Lieblings-Band - ich bin ein Fan"). TUESDAY WONDERLAND - Machen sie sich bereit für die Reise!Credits:
Recorded and mixed by Åke Linton at Bohus Sound Recording Studios, Gothenburg, Sweden in March 2006 Mastered by Dragan Tanaskovic at Bohus Mastering Produced by e.s.t.
Esbjörn Svensson Trio e.s.t. - ViaticumCD / Vinyl / digital
Esbjörn Svensson Piano Dan Berglund Double Bass Magnus Öström Drums Gut zehn Jahre gibt es das Esbjörn Svensson Trio nun und seit drei Jahren steht es im Brennpunkt des internationalen Interesses, aber so ganz kann der Pianist die Aufregung um sich und sein Trio wohl noch immer nicht nachvollziehen. Da ist von „begeisternd spannenden Klangkunstwerken“ die Rede, von der „Kunst der effektvollen Einfachheit“, von „hypnotischen Hymnen“ und vom „Jazz, der Luft zum Atmen lässt, auf der anderen Seite einem den Atem raubt“. Esbjörn Svensson reagiert immer wieder leicht amüsiert, wenn die versammelte Kritik bei jeder Plattenveröffentlichung in höchstem Lob schwelgt: „Wir machen doch schon so lange Musik zusammen. Und wir machen einfach die Musik, die für uns ganz natürlich ist.“
Nun, es darf erwartet werden, dass die Euphorie um die Veröffentlichung der neuen CD Viaticum trotz der augenfälligen Bescheidenheit ihrer Urheber ähnliche Ausmaße annehmen wird wie beim Erscheinen der Vorgängeralben Strange Place for Snow 2002 und Seven Days of Falling 2003, die so ziemlich jeden Preis verliehen bekamen, den die internationale Musikwelt zu vergeben hat: zwei German Jazz Awards, den ‚Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik’ 2002, den BBC Jazz Award als „Best International Artist of the Year“, den Spezialpreis der MIDEM 2003 oder den französischen Grammy ‚Victoire du Jazz 2003’ - um nur die wichtigsten zu nennen. Und ganz aktuell wird e.s.t. im Dezember 2004 mit dem ‚European Jazz Prize’ ausgezeichnet, der vom Austrian Music Office (AMO) in Kooperation mit dem österreichischen Bundeskanzleramt für Kultur und dem Kulturamt der Stadt Wien ausgelobt und für "herausragende musikalische Leistungen auf dem Gebiet des Jazz" von einer Jury aus 21 europäischen Ländern vergeben wird.
e.s.t. ist nahezu ununterbrochen auf Achse. In den beiden zurückliegenden Jahren standen Hunderte von Konzerten rund um den Globus auf dem Programm, und auch die Verpflichtungen für 2005 sorgen für einen bereits komplett ausgebuchten Tourkalender. Aber dieser enorme Reisestress bringt die coolen Schweden nicht aus der Ruhe. Im Sommer 2004 haben sie sich einen ganzen Monat Zeit genommen, um ihr neues Album vorzubereiten und im gewohnten Umfeld des renommierten Atlantis Studios in Stockholm mit dem altbewährten Freund, Tonmeister und Studioeigner Janne Hansson aufzunehmen.
Svensson kommentiert die Musik seines Albums nicht gern, doch bestätigt er: „Mit Sicherheit hat der Anteil der komponierten Abschnitte zugenommen, wir jammen nicht mehr so viel wie früher.“ Wenn es um Melodieführung und Anschlagskultur geht, spielt Chopin für Svensson immer noch eine hervorragende Rolle, aber auch der Einfluss Johann Sebastian Bachs ist nicht zu überhören.
Ein nahezu telepathisches Verständnis füreinander hat es dem Trio ermöglicht, ein Album einzuspielen, das die Intensität ihrer inzwischen fast legendären Live-Auftritte mit den technischen Möglichkeiten eines Studios zu vereinbaren weiß.
Besonderen Wert legt das Trio auf die Namensgebung der einzelnen Kompositionen. Die Titel laden geradezu ein, in jedem Wort eine tiefere, verborgene Bedeutung zu suchen. „Letter From The Leviathan“, “Eighty-eight Days In My Veins”, “In the Tail Of Her Eye” – klingt dies allein nicht schon nach reiner Poesie? Svensson gibt zu: „Uns ist tatsächlich an wohlklingenden Titeln gelegen. Wenn die Entscheidung über die genaue Titelwahl für die einzelnen Stücke ansteht, ist das meist Sache von (Schlagzeuger) Magnus Öström. Er verwendet viel Zeit darauf, passende Begriffe zu finden. Wir wollen dem Hörer schon mal eine ungefähre Idee davon geben, worauf es uns bei dem jeweiligen Stück ankommt. Die Kunst aber besteht gerade darin, die Phantasie des Hörers nicht unnötig einzuengen, denn bei jedem soll ja ein individuelles Bild im Kopf entstehen.“
Spätestens beim Titelstück mag die Phantasie des Hörers ins Kraut schießen – meinen die drei Schweden mit ‚Viaticum’ wirklich die „dem Sterbenden gereichte Kommunion“, wie der Duden zu berichten weiß? Svensson muss wieder schmunzeln: „Wenn Sie das so empfinden, wäre ich der Letzte, der Sie daran hindern würde! Aber das Wort hat noch eine andere Bedeutung: Verstehen Sie ’Viaticum’ einfach als Reiseproviant, den die Band Ihnen mit auf den Weg geben möchte.“Credits:
Recorded and Mixed by Janne Hansson at Atlantis Studios, Stockholm between August 30 and October 11, 2004 Mastered by Claes Persson at CRP Recording Produced by e.s.t
Lars Danielsson - Libretto IICD / Vinyl / digital
Lars Danielsson bass, cello, piano (on 01),piano melody (on 03 & 09) Tigran piano, fender rhodes John Parricelli guitar Magnus Öström drums, percussion, electronics Special Guests: Mathias Eick trumpet Dominic Miller guitar (on 01) Cæcilie Norby voice (on 12) Zohar Fresco percussion & vocals (on 09)
„Never change a winning team” – die alte Regel im Sport findet auch in der Musik ihre Wahrheit: Wenn seelenverwandte und perfekt harmonierende Musiker zueinander gefunden haben, dann tun sie gut daran, gemeinsam weiterzumachen. „Liberetto II“ des schwedischen Ausnahmebassisten und -cellisten Lars Danielsson beweist dies eindrucksvoll: Vor drei Jahren fand er mit dem ehemaligen e.s.t.-Schlagzeuger Magnus Öström, dem britischen Gitarristen John Paricelli und vor allem im neuen Traumduo mit dem armenischen Pianisten Tigran ein Quartett, das seine Kompositionen und musikalischen Vorstellungen so punktgenau traf wie wohl wenige Ensembles zuvor.
Der Stern bescheinigte dem 2012 erschienen Liberetto-Debüt eine „ganz große Kraft“, die aus der Ruhe ihre Energie entfacht. Auf „Liberetto II“ lässt sich Danielsson mit seinem Quartett nun weiter treiben und erkundet neue musikalische Räume zwischen Kammerjazz, Klassik und europäischer Volksmusik. Die Melodie steht dabei immer im Mittelpunkt, ihre Entwicklung und kreative Verarbeitung steht - wie es schon Danielssons Titelwortschöpfung andeutet – gleichberechtigt in der Tradition formaler Prinzipien der europäischen Klassik wie der improvisatorischen Freiheit des Jazz. Das einigende Element ist keine Kopfgeburt wie es bei so vielen Crossover-Experimenten oft der Fall ist: „Musik zu verstehen ist gänzlich eine Sache des ehrlichen Gefühls. Wenn man beim Spielen zu viel nachdenkt, dann kann das Erzählerische, das Authentische, die Essenz der Musik verloren gehen. Darum fühlt es sich so natürlich an, Jazz zu spielen und zu hören, denn alles, was du brauchst, ist, dein Herz zu öffnen, die Musik einzusaugen und die Reise zu genießen. Und genau genommen gilt das für jede Art von Musik, weil Musik immer vom Herzen und nicht vom Kopf kommen sollte“, lautet Danielssons Credo.
Was damit gemeint ist, verdeutlicht beispielsweise ideal „Passacaglia“: Eine flinke, hier von Tigrans Klavier getragene Melodielinie lädt die anderen zur Gestaltung, rhythmischen Grundierung und Weiterführung ein; klassische Formen der Themenvariation und das Jazzprinzip von Thema, Bridge und Wiederaufnahme bilden den strukturellen Rahmen, innerhalb dessen sich jeder Musiker sehr frei bewegen kann.
Und Danielsson erweist sich erneut als Großmeister der Atmosphäre, der Kunst, aus einer melodischen Miniatur eine elegische Erzählung zu machen, der man sich emotional nicht entziehen kann;
so wie eben bei „Miniature“ aus einem einfachen musikalischen Motiv ein melancholisches Gemälde entsteht.
Wie schon beim Debüt dieser Zusammenarbeit erweist sich Tigran als genialer und seelenverwandter Mitgestalter von Danielssons Ideen, gerade wenn sie aus der skandinavischen Volksmusik stammen. Der Kompositionsbeitrag des in Frankreich und den USA lebenden, aber ebenfalls von den Melodien seiner alten Heimat geprägten Virtuosen zum neuen Album heißt nicht nur „Swedish Song“, er belegt auch, was Danielsson schon bei der ersten gemeinsamen Arbeit feststellte: „Tigrans Songs klingen schwedischer als meine.“
Um „Liberetto II“ noch farbiger zu machen, holte Danielsson diesmal weitere Gleichgesinnte als Special Guests zu den Aufnahmensessions im legendären Rainbow Studio in Oslo sowie im Tia Dia Studio im schwedischen Mölnlycke dazu. Da ist zum einen Mathias Eick, der junge norwegische Trompeter, der wohl wie kein zweiter die Tradition des lyrisch-sphärischen nordischen Trompetentons weiterführt und zugleich modern interpretiert. Wie großartig das mit Danielssons musikalischem Konzept harmoniert, konnte man bereits auf dem 2009 erschienen Album „Tarantella“ hören: Hier auf „Liberetto II“ ist Eick - assistiert vom Sting-Gitarrist Dominic Miller - schon beim Opener „Grace“ die tragende Stimme, die Danielssons melodischer Idee unwiderstehliche Gestalt verleiht, genau wie beim darauf folgenden, fast klassischen, Triptychon „I Tima“, „II Blå“ und „III Violet“. Bei „Eilat“, zu dem Danielsson von einem Aufenthalt im Nahen Osten inspiriert wurde, baut konsequenterweise der israelische Perkussionist Zohar Fresco, mit dem Danielsson bei Leszek Możdżer spielt, die Stimmung mit auf. Ebenso logisch ist der Schlusspunkt des Albums: Mit lautmalerischen Vokalisen gibt Cæcilie Norby „Beautiful Darkness“ den letzten Schliff, ist sie doch nicht nur eine großartige Sängerin, sondern auch die Produzentin des Albums.
In letzter Instanz ist Musik eine Sache des Gefühls. Das meisterhaft besetzte Liberetto-Ensemble gibt Lars Danielsson die größtmögliche Freiheit, sich auszudrücken, um Klänge zu erschaffen, die in erster Linie eines sind: berührend.Credits:
Music composed by Lars Danielsson except 08 by Tigran and 10 by Lars Danielsson & Tigran Produced by Cæcilie Norby Executive Producer: Siggi Loch Recorded at Tia Dia Studios Mölnlycke, Sweden by Bo Savik and Rainbow Studio Oslo, Norway by Jan Erik Kongshaug Piano tuned by Beng Eriksson Mixed and mastered at Rainbow Studio by Jan Erik Kongshaug Cover art: “untitled 2010” by Martin Noël (1956 - 2010), by permission of Margarete Noël
Esbjörn Svensson Trio e.s.t. - From Gagarin´s Point Of ViewCD / Vinyl / digital
Esbjörn Svensson Grand Piano, Keyboards, Percussion Dan Berglund Doublebass, Percussion Magnus Öström Drums, Percussion“From Gagarin’s Point Of View”, das vierte, 1999 erschienene Album des Esbjörn Svensson Trios, markierte den Start der Zusammenarbeit mit ACT. Es wurde der Schlüssel zum internationalen Erfolg von e.s.t.. Wie kein anderes Album einer europäischen Jazzformation löste e.s.t. damit die Aussage der New York Times ein: „Not a vision what jazz was but a vision of what it can be.“
Heute, 15 Jahre später, gilt es nicht nur als das vielleicht beste e.s.t. Album, sondern als ein Meilenstein des europäischen Jazz, von Jazzfans wie Kritikern gleichermaßen hoch geschätzt. Stücke wie „Dodge The Dodo“ oder „From Gagarin’s Point Of View“ sind Jazz-Standards geworden und werden von Musikern rund um den Globus gespielt und interpretiert. Gäbe es eine Hall Of Fame der Jazzalben, so würde „From Gagarin’s Point Of View“ dort neben Meisterwerken wie „Kind of Blue“, „A Love Supreme“ oder Keith Jarretts „The Köln Concert“ seinen verdienten Platz finden. „Ein kleines Wunder“ schrieb die Süddeutsche Zeitung damals über das Album und auch der Londoner Guardian stimmte in die Lobeshymnen mit ein: „The Esbjörn Svensson Trio sounds as if it would give any jazz piano trio on the planet a run for it’s money.“ Alle Prophezeiungen aus dem Jahre 1999 haben e.s.t. in den Folgejahren eingelöst und sogar übertroffen. Sie wurden die „Popstars des Jazz“ bis der Unfalltod von Esbjörn Svensson im Jahre 2008 diese Erfolgsgeschichte zu einem jähen Ende brachte. Aber die Musik von e.s.t. bleibt auch für alle zukünftigen Generationen unvergänglich und unvergessen.
Siggi Loch
Auszug aus dem Pressetext von 1999: Kompositorische Komplexität und reflektierte Stilvielfalt verbinden sich mit rhythmischem Feingefühl für die nötige Portion Groove und melodischer Eingängigkeit. Die elf Kompositionen verknüpfen Anspruch und Witz, Individualität und Unterhaltung, Konzept und Vision mit pfiffiger Beiläufigkeit zu einem zeitgemäßen Panoptikum improvisatorischer Möglichkeiten: „Es ging uns darum, die Musik möglichst im Fluss zu belassen. Da passte auch der eigenartige Titel dazu, den sich Magnus ausgedacht hatte. Gagarin war ja der erste Mensch, der jemals die Erde vom Weltraum aus sehen konnte. Von da oben in der Einsamkeit hatte er den Überblick über all das, was unten passierte. Uns gefiel diese Vorstellung als Titel und Idee des ganzen Albums.“ Credits:Recorded by Janne Hansson at Atlantis Studio, May, September, November 1998 Mixed by Janne Hansson at Atlantis Studio, November, December 1998 Piano technician: Jonas Asp Mastered by Johan Ekelund at Stereolab Produced by e.s.t. Vinyl mastered from the original analogue tapes by Classe Persson at CRP Recording
Magnus Öström - Searching for JupiterCD / Vinyl / digital
Magnus Öström drums, percussion, voice, additional keys Andreas Hourdakis electric and acoustic guitars, banjo Daniel Karlsson grand piano and keyboards Thobias Gabrielson electric bass and bass synthesizer, keys, a.o.Jupiter war für die Römer das oberste Prinzip, der Himmelsvater, der Lichtbringer. Ihn rief man an, wenn die Schicksalsgöttinnen unvermittelt ins Leben eingriffen. So wie beim schwedischen Schlagzeuger Magnus Öström, den vor fast fünf Jahren ein existentieller Schicksalsschlag ereilte – mit dem Unfalltod seines Freundes, des Pianisten Esbjörn Svensson. Seit ihrem neunten Lebensjahr hatten die beiden fast ununterbrochen zusammengespielt. Mit e.s.t., dem Esbjörn Svensson Trio, hatten sie von 1993 an die Jazzwelt revolutioniert und sich – einzigartig in der Szene – ausschließlich auf die Arbeit in der gemeinsam mit Bassist Dan Berglund gebildeten Band konzentriert.
Es dauerte zwei Jahre, bis Öström nach dem tragischen Ereignis zur Musik zurückfand und mit „Thread of Life“ sein erstes eigenes Album vorstellte. Eine von Melancholie umflorte Trauerarbeit, die mit dem Rückgriff auf Art-Rock- und Elektronik-Elementen und der stärkeren Orientierung an Sounds statt an Melodien einen eigenen Weg suchte. „Eine Jazzband, die mit Haut und Haaren im Rock badet“ hörte die Jazz thing auf diesem Album. Welches aber zugleich bewies, wie wichtig und stilbildend Öströms unverwechselbares Schlagzeugspiel – präzise wie ein Metronom, trotzdem fiebrig groovend und mit ungewöhnlichem Beseneinsatz – für e.s.t. war. So eindrucksvoll, dass Öström dafür 2012 der Echo Jazz als bester Schlagzeuger international verliehen wurde. Und das Rockmagazin eclipsed schwärmte: „Hier ist ein Musiker über sich hinaus gegangen, um in einer gewaltigen Apotheose über sich hinaus zu wachsen.“
Nun folgt die nächste Etappe, mit Öströms „Searching For Jupiter“. Der Verlust ist immer noch präsent, auf schweren, sehnsuchtsvollen oder düsteren Titeln wie „Mary Jane Doesn’t Live Here Anymore“ oder „Hour Of The Wolf“. Aber Öström ist entscheidende Schritte vorangekommen: Mit dem Gitarristen Andreas Hourdakis, dem Bassisten Thobias Gabrielson und – neu zum Vorgängeralbum – dem Pianisten Daniel Karlsson, der aus der Jazz-Fusion-Band Oddjob bekannt ist, hat er eine überzeugende, eingespielte Band. Konsequent wurde die stilistische Ausrichtung an Jazzrock und Progressive Rock ausgebaut – „The Moon (And The Air It Moves)“ etwa erinnert nicht nur im Titel an Pink Floyd. Und auch Optimismus ist wieder eingekehrt: Melodien dürfen wieder tragende Rollen spielen („Dancing At The Dutchtreat“) sogar Dur-gestimmte Fröhlichkeit dringt mitunter wieder durch („Happy And The Fall“), und mit „At The End Of Eternity“ endet das Album in einer hoffnungsvollen Hymne.
Credits:
All songs composed and produced by Magnus Öström Recorded by Janne Hansson at Atlantis Studio, Stockholm, January 28 - February 1, 2013 Additional recordings by Magnus Öström at Islandstream Studios in February 2013 Mixed by Åke Linton at Bohus Sound Recording, Gothenburg, February 14 - 19, 2013 Mastering by Classe Persson at CRP Recording, March 6, 2013 Cover art, "Segesta II", 2004 by Raimer Jochims, courtesy Johnen Galerie, Berlin
Das Vermächtnis - Teil II: Weitere Originalaufnahmen des legendären Esbjörn Svensson Trios von der letzten Session im Studio 301 in Sydney, Australien. Ein triumphaler Nachklang einer unvergessenen Band und Hommage an den 2008 verstorbenen Jazz-Neudenker.
Ab
17,50 €*
Konzerte
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