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VÖ: 31.10.2024
Genre: Jazz
Dieses Produkt erscheint am 31. Oktober 2024
ACT 8001-2,
614427800121
Peter Somuah / trumpet, vocals, cowbell
Jesse Schilderink / tenor saxophone
Anton de Bruin / keyboard, rhodes, synth
Jens Meijer / drums
Danny Rombout / congas, shekere
Marijn van de Ven / double & electric bass
Lamisi Akuka / vocals
Thomas Botchway / talking drum & shekere on #09
Pat Thomas / vocals
Gyedu-Blay Ambolley / vocals
Bright Osei Baffour / guitar on #02, #05 and #09
Cover art by Mistmeister Arts and Kolinsky
Die Geschichte von Peter Somuah ist eine Geschichte des Reisens. Der aus Ghana stammende, in Rotterdam lebende Trompeter hat sich einmal um die Welt gespielt – und das nicht nur wortwörtlich mit Festival-Auftritten zwischen Stockholm und Peking. Auch seine Musik begab sich auf Pionierwege: Zwischen Accra, der Hauptstadt Ghanas und seiner holländische Wahlheimat erzählt Somuah seine ganz eigene Geschichte. Eine Geschichte, die so disparate Vorbilder wie Miles Davis, Freddie Hubbard oder Roy Hargrove auf der Jazz-Seite mit den ghanaischen Highlife-Rhythmen aus den 60er Jahren zusammenführt. „Letter to the Universe“, das ACT-Debüt des jungen Welteneroberers, war ein ambitioniertes biographisches Mosaik, eine kosmopolitische Fusion der Vielzahl von Somuahs Einflüssen – und für die Süddeutsche Zeitung „ein Beweis, wie komplex der Jazz als Weltsprache funktioniert.“
Mit dem Nachfolge-Album „Highlife“ kehrt Peter Somuah zu seinen Ursprüngen und seiner ersten musikalischen Liebe zurück. Die gleichnamige, ikonische Musik seiner Heimat spielt er seit seiner Kindheit – und brachte später in Highlife-Bands vier Tage die Woche sein Publikum zum Tanzen. „Der Highlife hat die Art wie ich Trompete spiele, wie ich Musik höre und komponiere grundlegend beeinflusst“ sagt Somuah. Das habe sich auch in einem ganz eigenen Trompetensound niedergeschlagen: Diesem mal strahlenden, mal nuanciert-brüchigen Ton, den er als junger Mann auf den Platten von Highlife-Ikonen wie ‚ET Mensah‘ oder ‚The Ramblers‘ gehört hatte. Nun sieht er sich als Mittler zwischen „verwandten Welten“: Mit einem Fuß im modernen Jazz, mit dem anderen in einer traditionellen Highlife-Bar. Und das gemeinsam mit einer Band, die aus holländischen Musikern besteht. „Meine Mitspieler sind nicht in Ghana aufgewachsen“, sagt Somuah. „Aber das macht überhaupt nichts. Denn viel wichtiger ist ihre tiefe Leidenschaft für Highlife und Afrobeat und das Gespür, das sie für diese Musik entwickelt haben.“
Eingespielt hat Peter Somuah das Album in einem kleinen Hinterhofstudio in Berlin-Neukölln. Dessen zum Teil uraltes Analog-Equipment versprach erdiges Klangbild, wie es den historischen Highlife aus den 50er und 60er Jahren prägte. „Ich wollte diesen sehr besonderen Sound wieder zum Leben erwecken. Dessen Wärme, dessen Schneid, dessen überbordende Freude“. Anschließend flog Peter mit den Instrumentals nach Ghana und besuchte die Helden des alten Highlife wie Pat Thomas und Gyedu Blay-Ambolley. „Sie waren schon da, als ich geboren wurde und ich verehre sie, seitdem ich sie zum ersten Mal im Radio hörte. Damals hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich einmal bei ihnen zu Hause in ihren Wohnzimmern sitzen würde, um sie für mein Album aufzunehmen.“
Peter Somuah lässt sein „Highlife“ Album mit einer Geschichtsstunde beginnen. Für „The Rhythm“ hat er die Highlife-Legende Koo-Nimo in Kumasi aufgesucht, lässt er den Veteranen von den Ursprüngen der Musik erzählen. Damals beschäftigten die britischen Kolonialherren Bands mit ghanaischen Musikern, damit diese für sie Walzer, Samba und westliche Unterhaltungsmusik spielten. Diese Bands traten ausschließlich in britischen Clubs und Casinos zum Vergnügen der Oberschicht auf – daher der Name „Highlife“. Die meisten Einheimischen dagegen durften die Musik nur von außen bewundern: „Später“, sagt Somuah ,“brauten die Musiker aus diesen Stilen ihre eigene Mischung. Sie verbanden westliche Instrumente mit älteren ghanaischen Stilen wie der Palmwein-Musik. Brachten tänzelnde Highlife-Gitarren-Riffs ins Spiel. Und fügten der 4/4-Signatur andere Rhythmen ein, etwa die typische, synkopische ‚Clave‘. Nun nimmt Peter Somuah diesen alchemistischen Prozess wieder auf und führt die Musik mehr als ein halbes Jahrhundert nach ihrer goldenen Zeit zu neuen Ufern. „Zwischenzeitlich war der ursprüngliche Highlife fast in Vergessenheit geraten“, sagt Somuah. „Viele der jungen Menschen kennen ihn nicht mehr“. Zwar hatte Präsident Kwame Nkrumah den Highlife nach der Unabhängigkeit Ghanas zum Nationaltanz erklärt, tourten Bands wie die von ET Mensah, dem „King of Highlife“ durch ganz Afrika. Aber in den 80er Jahren machte ein Militärputsch die lebendige Musikszene Accras zunichte. Die monatelange abendliche Ausgangssperre führte zur Schließung aller Clubs. Die meisten Musiker gingen ins Exil. „Hier bekam die Musik ganz neue Einflüsse“, erklärt Somuah. „Rock, Funk und vor allem Disco-Elemente wurden aufgenommen, Studio-produzierte Tracks und Keyboards ersetzten die großen Orchester“. Es war die ghanaische Exil-Gemeinde in Hamburg, die eine neue Spielart, den sogenannten „Burger-Highlife“ hervorbrachte.
Peter Somuah selbst praktizierte als Teil verschiedener Bands diesen populären Highlife-Stil, bevor er seiner Leidenschaft, dem Jazz, folgte. Der Funke sprang von Miles Davis über: Ein Freund hatte ihm dessen Musik vorgespielt – und Somuah verliebte sich auf Anhieb in die Sprache des afroamerikanischen Jazz-Revolutionärs: „Ich jammte im einzigen Jazz-Club Accras, imitierte Miles und Freddie Hubbard – versuchte aber gleichzeitig meinen eigenen Stil hineinzubringen“. Die Art wie Somuah Jazz-Aufbruch und Tradition zusammenbrachte war unerhört. Der Umzug nach Rotterdam sollte ihm und seinem holländischen Quintett einerseits weltweit viele Türen öffnen. Andererseits ermöglicht die Distanz Somuah nun eine neue Perspektive auf den Highlife.
Was Peter Somuah am Herzen liegt, sind nicht nur die Sounds, sondern auch die Erzähltradition dieser Musik: „Typischerweise handelt sie von Alltagsgeschichten, erzählt von Liebe, Freundschaft und Familie, verbunden mit einer gewissen Moral“. Auch der Bandleader selbst erzählt und singt mit dem von ihm geschriebenen „Mental Slavery“ eine Geschichte– und tritt dabei in die Fußstapfen von Fela Kuti, einem weiteren seiner langjährigen Idole und Ideengeber. „Ich rede vom andauernden Erbe der Kolonialzeit: Noch immer sind viele Ghanaer geistig versklavt, betrachten sich als minderwertig. Sie trauen sich nicht, sich selbstbewusst der Welt zu zeigen, sich mit ihrem Können einzubringen“. Peter Somuahs „Highlife“-Album wirkt da wie ein Gegenentwurf. Eine starke Kombination von musikalischer Freiheit und dem Mut zu sich selbst zu stehen. Denn beides gehört für ihn zusammen: Die Rhythmen der Großeltern zu tanzen – und dabei gleichzeitig in die Zukunft des Jazz zu schauen.
Jesse Schilderink / tenor saxophone
Anton de Bruin / keyboard, rhodes, synth
Jens Meijer / drums
Danny Rombout / congas, shekere
Marijn van de Ven / double & electric bass
Lamisi Akuka / vocals
Thomas Botchway / talking drum & shekere on #09
Pat Thomas / vocals
Gyedu-Blay Ambolley / vocals
Bright Osei Baffour / guitar on #02, #05 and #09
Cover art by Mistmeister Arts and Kolinsky
Die Geschichte von Peter Somuah ist eine Geschichte des Reisens. Der aus Ghana stammende, in Rotterdam lebende Trompeter hat sich einmal um die Welt gespielt – und das nicht nur wortwörtlich mit Festival-Auftritten zwischen Stockholm und Peking. Auch seine Musik begab sich auf Pionierwege: Zwischen Accra, der Hauptstadt Ghanas und seiner holländische Wahlheimat erzählt Somuah seine ganz eigene Geschichte. Eine Geschichte, die so disparate Vorbilder wie Miles Davis, Freddie Hubbard oder Roy Hargrove auf der Jazz-Seite mit den ghanaischen Highlife-Rhythmen aus den 60er Jahren zusammenführt. „Letter to the Universe“, das ACT-Debüt des jungen Welteneroberers, war ein ambitioniertes biographisches Mosaik, eine kosmopolitische Fusion der Vielzahl von Somuahs Einflüssen – und für die Süddeutsche Zeitung „ein Beweis, wie komplex der Jazz als Weltsprache funktioniert.“
Mit dem Nachfolge-Album „Highlife“ kehrt Peter Somuah zu seinen Ursprüngen und seiner ersten musikalischen Liebe zurück. Die gleichnamige, ikonische Musik seiner Heimat spielt er seit seiner Kindheit – und brachte später in Highlife-Bands vier Tage die Woche sein Publikum zum Tanzen. „Der Highlife hat die Art wie ich Trompete spiele, wie ich Musik höre und komponiere grundlegend beeinflusst“ sagt Somuah. Das habe sich auch in einem ganz eigenen Trompetensound niedergeschlagen: Diesem mal strahlenden, mal nuanciert-brüchigen Ton, den er als junger Mann auf den Platten von Highlife-Ikonen wie ‚ET Mensah‘ oder ‚The Ramblers‘ gehört hatte. Nun sieht er sich als Mittler zwischen „verwandten Welten“: Mit einem Fuß im modernen Jazz, mit dem anderen in einer traditionellen Highlife-Bar. Und das gemeinsam mit einer Band, die aus holländischen Musikern besteht. „Meine Mitspieler sind nicht in Ghana aufgewachsen“, sagt Somuah. „Aber das macht überhaupt nichts. Denn viel wichtiger ist ihre tiefe Leidenschaft für Highlife und Afrobeat und das Gespür, das sie für diese Musik entwickelt haben.“
Eingespielt hat Peter Somuah das Album in einem kleinen Hinterhofstudio in Berlin-Neukölln. Dessen zum Teil uraltes Analog-Equipment versprach erdiges Klangbild, wie es den historischen Highlife aus den 50er und 60er Jahren prägte. „Ich wollte diesen sehr besonderen Sound wieder zum Leben erwecken. Dessen Wärme, dessen Schneid, dessen überbordende Freude“. Anschließend flog Peter mit den Instrumentals nach Ghana und besuchte die Helden des alten Highlife wie Pat Thomas und Gyedu Blay-Ambolley. „Sie waren schon da, als ich geboren wurde und ich verehre sie, seitdem ich sie zum ersten Mal im Radio hörte. Damals hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich einmal bei ihnen zu Hause in ihren Wohnzimmern sitzen würde, um sie für mein Album aufzunehmen.“
Peter Somuah lässt sein „Highlife“ Album mit einer Geschichtsstunde beginnen. Für „The Rhythm“ hat er die Highlife-Legende Koo-Nimo in Kumasi aufgesucht, lässt er den Veteranen von den Ursprüngen der Musik erzählen. Damals beschäftigten die britischen Kolonialherren Bands mit ghanaischen Musikern, damit diese für sie Walzer, Samba und westliche Unterhaltungsmusik spielten. Diese Bands traten ausschließlich in britischen Clubs und Casinos zum Vergnügen der Oberschicht auf – daher der Name „Highlife“. Die meisten Einheimischen dagegen durften die Musik nur von außen bewundern: „Später“, sagt Somuah ,“brauten die Musiker aus diesen Stilen ihre eigene Mischung. Sie verbanden westliche Instrumente mit älteren ghanaischen Stilen wie der Palmwein-Musik. Brachten tänzelnde Highlife-Gitarren-Riffs ins Spiel. Und fügten der 4/4-Signatur andere Rhythmen ein, etwa die typische, synkopische ‚Clave‘. Nun nimmt Peter Somuah diesen alchemistischen Prozess wieder auf und führt die Musik mehr als ein halbes Jahrhundert nach ihrer goldenen Zeit zu neuen Ufern. „Zwischenzeitlich war der ursprüngliche Highlife fast in Vergessenheit geraten“, sagt Somuah. „Viele der jungen Menschen kennen ihn nicht mehr“. Zwar hatte Präsident Kwame Nkrumah den Highlife nach der Unabhängigkeit Ghanas zum Nationaltanz erklärt, tourten Bands wie die von ET Mensah, dem „King of Highlife“ durch ganz Afrika. Aber in den 80er Jahren machte ein Militärputsch die lebendige Musikszene Accras zunichte. Die monatelange abendliche Ausgangssperre führte zur Schließung aller Clubs. Die meisten Musiker gingen ins Exil. „Hier bekam die Musik ganz neue Einflüsse“, erklärt Somuah. „Rock, Funk und vor allem Disco-Elemente wurden aufgenommen, Studio-produzierte Tracks und Keyboards ersetzten die großen Orchester“. Es war die ghanaische Exil-Gemeinde in Hamburg, die eine neue Spielart, den sogenannten „Burger-Highlife“ hervorbrachte.
Peter Somuah selbst praktizierte als Teil verschiedener Bands diesen populären Highlife-Stil, bevor er seiner Leidenschaft, dem Jazz, folgte. Der Funke sprang von Miles Davis über: Ein Freund hatte ihm dessen Musik vorgespielt – und Somuah verliebte sich auf Anhieb in die Sprache des afroamerikanischen Jazz-Revolutionärs: „Ich jammte im einzigen Jazz-Club Accras, imitierte Miles und Freddie Hubbard – versuchte aber gleichzeitig meinen eigenen Stil hineinzubringen“. Die Art wie Somuah Jazz-Aufbruch und Tradition zusammenbrachte war unerhört. Der Umzug nach Rotterdam sollte ihm und seinem holländischen Quintett einerseits weltweit viele Türen öffnen. Andererseits ermöglicht die Distanz Somuah nun eine neue Perspektive auf den Highlife.
Was Peter Somuah am Herzen liegt, sind nicht nur die Sounds, sondern auch die Erzähltradition dieser Musik: „Typischerweise handelt sie von Alltagsgeschichten, erzählt von Liebe, Freundschaft und Familie, verbunden mit einer gewissen Moral“. Auch der Bandleader selbst erzählt und singt mit dem von ihm geschriebenen „Mental Slavery“ eine Geschichte– und tritt dabei in die Fußstapfen von Fela Kuti, einem weiteren seiner langjährigen Idole und Ideengeber. „Ich rede vom andauernden Erbe der Kolonialzeit: Noch immer sind viele Ghanaer geistig versklavt, betrachten sich als minderwertig. Sie trauen sich nicht, sich selbstbewusst der Welt zu zeigen, sich mit ihrem Können einzubringen“. Peter Somuahs „Highlife“-Album wirkt da wie ein Gegenentwurf. Eine starke Kombination von musikalischer Freiheit und dem Mut zu sich selbst zu stehen. Denn beides gehört für ihn zusammen: Die Rhythmen der Großeltern zu tanzen – und dabei gleichzeitig in die Zukunft des Jazz zu schauen.