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VÖ: 27.06.2024
Genre: Klavier-Jazz Favoriten, Jazz zum Entspannen, Live Jazz Erlebnis, Piano Jazz
Eine Reise zwischen Zeiten und Welten
Bernd Lhotzky / piano
Recorded at the ACT Art Gallery, Berlin
The Art in Music: Cover art “Welle” (detail) von Manfred Bockelmann
„Mich faszinieren in der Musik, der Kunst und überhaupt im Leben die Widersprüche und Kontraste, die Synkopen, die Risse in der Zeit“, sagt der Pianist Bernd Lhotzky. Und so ist sein Soloalbum „Rag Bag“ eine Reise zwischen Zeiten und Welten, ein Flickenteppich aus unterschiedlichsten Motiven, Stilen und Assoziationen. Keimzelle der Musik des Albums ist der Ragtime, eine der frühsten Formen des Jazz. Lhotzky sagt: „Bis heute liebe ich an dieser Musik, dass sie so warm, lebensbejahend und unverstellt ist und einfach nur so strotzt vor Vitalität und ehrlicher Freude.“
Entfacht wurde diese Liebe bei Bernd Lhotzky früh, im Alter von neun Jahren, auf einem Konzert mit der Musik von Scott Joplin – selbst ein Grenzgänger seiner Zeit, gleichermaßen beeinflusst von afroamerikanischer Folklore und europäischer Klassik. Und es ist eine Liebe, die bis heute andauert: Auf der Grundlage einer atemberaubenden, klassisch geschulten Klavier-Technik gilt Lhotzky seit drei Jahrzehnten als wichtigster deutscher Botschafter des klassischen Jazz-Pianos und als Brückenbauer zwischen dessen Historie und Gegenwart. Mit zahllosen Auftritten und Einspielungen als Solist und im Duo, als Konzert- und Festival-Veranstalter und als impulssetzender Pianist der enorm erfolgreichen Band „Echoes of Swing“ lud er zur Wiederentdeckung des Jazz der Zeit von den Zwanzigern bis zu den Fünfzigern ein. Und auch im weltweiten Vergleich gehört Bernd Lhotzky zu jener Handvoll Pianisten, die den Harlem Stride noch so spielen können wie einst die großen Meister Thomas „Fats“ Waller, Earl „Fatha“ Hines oder Willie „The Lion“ Smith.
Die Begeisterung für die Wurzeln des Jazz ließ in Lhotzky über Jahre den Wunsch wachsen, sich als Komponist und Pianist intensiv mit der Verbindung des heutigen Jazz zu dessen Ursprung, dem Ragtime zu befassen. Nachdem er Siggi Loch von seiner Idee erzählt hatte, lud der ihn zu einem Konzert in seine Berliner ACT Art Collection ein – und ließ den Auftritt in weiser Voraussicht mitschneiden. So erblickt jetzt das Album „Rag Bag“ das Licht der Welt, als drittes in der Serie „The Gallery Concerts“ mit exklusiven kammermusikalischen Live-Aufnahmen in diesem besonderen Rahmen, nach den Duo-Alben mit Johanna Summer und Jakob Manz sowie Jan Lundgren und Hans Backenroth.
„Rag Bag“ ist in vielerlei Hinsicht ein kleines musikalisches Wunder. Zunächst, weil Lhotzky von der Idee bis zur Aufnahme gerade einmal acht Wochen Zeit hatte, ein Programm zu diesem umfangreichen Thema von solch großer persönlicher Wichtigkeit vorzubereiten. Vor allem aber, weil es ihm gelingt, auf sehr moderne Art eine Musik zu interpretieren, deren Melodien, Mechanismen und Regeln meist weit über hundert Jahre alt sind. „Der ‚Linden Tree Rag‘ etwa“, berichtet Lhotzky, „basiert auf einem Stück von 1850. Das ist eher noch französische Salon-Musik“. Lhotzkys Interpretation des Stücks öffnet eine ganze Welt, in der Jazz die Popmusik seiner Zeit war. Und gleichzeitig klingt diese Musik durch Lhotzkys pianistische Präzision und improvisatorische Vorstellungskraft, sowie den klaren, räumlichen Klang der modernen Aufnahme absolut „heutig“.
Diese Art von Parallelen und Kontrasten macht die Einzigartigkeit von „Rag Bag“ aus. Auf dem Album stehen moderne Interpretationen von Originals und Eigenkompositionen nebeneinander, oft abwechselnd und einander kommentierend. Lhotzkys eigene Stücke nehmen die klaren Strukturen und eingängigen Melodien ihrer Vorbilder auf und verarbeiten sie zu eigenen, intuitiven Gedankenspielen - ohne den Bezugsrahmen zu den Originalen zu sprengen, innerhalb dieser Konstellation aber völlig frei. Als Musterbeispiel mag „Out Of Bondage“ dienen. Es lässt kurz Scott Joplins bekanntestes Stück „The Entertainer“ wie im Traum anklingen, um aber sogleich in ein dramatisches Präludium zu münden, in seinem Impressionismus an Grieg oder Debussy erinnernd, mit Brüchen und Knalleffekt am Schluss.
„Dieses Album bedeutet für mich eine echte Befreiung“, erzählt Lhotzky. „Das Solo-Format erlaubt es mir ganz und gar ich selbst zu sein und meinen Blick auf eine Musik zu teilen, die mir auch heute noch außerordentlich wertvoll und relevant erscheint.“ Mit der Zugänglichkeit und Fröhlichkeit der frühen Jazz-Entertainer, aber im ganz neuen Licht seiner eigenen Auffassung spannt Lhotzky einen weiten Bogen über mehr als ein Jahrhundert Jazzgeschichte. Mit großem Piano-Handwerk und tiefer Durchdringung, aber gleichzeitig unmittelbar, zugänglich, live und aus dem Moment entstehend.
Bernd Lhotzky / piano
Recorded at the ACT Art Gallery, Berlin
The Art in Music: Cover art “Welle” (detail) von Manfred Bockelmann
„Mich faszinieren in der Musik, der Kunst und überhaupt im Leben die Widersprüche und Kontraste, die Synkopen, die Risse in der Zeit“, sagt der Pianist Bernd Lhotzky. Und so ist sein Soloalbum „Rag Bag“ eine Reise zwischen Zeiten und Welten, ein Flickenteppich aus unterschiedlichsten Motiven, Stilen und Assoziationen. Keimzelle der Musik des Albums ist der Ragtime, eine der frühsten Formen des Jazz. Lhotzky sagt: „Bis heute liebe ich an dieser Musik, dass sie so warm, lebensbejahend und unverstellt ist und einfach nur so strotzt vor Vitalität und ehrlicher Freude.“
Entfacht wurde diese Liebe bei Bernd Lhotzky früh, im Alter von neun Jahren, auf einem Konzert mit der Musik von Scott Joplin – selbst ein Grenzgänger seiner Zeit, gleichermaßen beeinflusst von afroamerikanischer Folklore und europäischer Klassik. Und es ist eine Liebe, die bis heute andauert: Auf der Grundlage einer atemberaubenden, klassisch geschulten Klavier-Technik gilt Lhotzky seit drei Jahrzehnten als wichtigster deutscher Botschafter des klassischen Jazz-Pianos und als Brückenbauer zwischen dessen Historie und Gegenwart. Mit zahllosen Auftritten und Einspielungen als Solist und im Duo, als Konzert- und Festival-Veranstalter und als impulssetzender Pianist der enorm erfolgreichen Band „Echoes of Swing“ lud er zur Wiederentdeckung des Jazz der Zeit von den Zwanzigern bis zu den Fünfzigern ein. Und auch im weltweiten Vergleich gehört Bernd Lhotzky zu jener Handvoll Pianisten, die den Harlem Stride noch so spielen können wie einst die großen Meister Thomas „Fats“ Waller, Earl „Fatha“ Hines oder Willie „The Lion“ Smith.
Die Begeisterung für die Wurzeln des Jazz ließ in Lhotzky über Jahre den Wunsch wachsen, sich als Komponist und Pianist intensiv mit der Verbindung des heutigen Jazz zu dessen Ursprung, dem Ragtime zu befassen. Nachdem er Siggi Loch von seiner Idee erzählt hatte, lud der ihn zu einem Konzert in seine Berliner ACT Art Collection ein – und ließ den Auftritt in weiser Voraussicht mitschneiden. So erblickt jetzt das Album „Rag Bag“ das Licht der Welt, als drittes in der Serie „The Gallery Concerts“ mit exklusiven kammermusikalischen Live-Aufnahmen in diesem besonderen Rahmen, nach den Duo-Alben mit Johanna Summer und Jakob Manz sowie Jan Lundgren und Hans Backenroth.
„Rag Bag“ ist in vielerlei Hinsicht ein kleines musikalisches Wunder. Zunächst, weil Lhotzky von der Idee bis zur Aufnahme gerade einmal acht Wochen Zeit hatte, ein Programm zu diesem umfangreichen Thema von solch großer persönlicher Wichtigkeit vorzubereiten. Vor allem aber, weil es ihm gelingt, auf sehr moderne Art eine Musik zu interpretieren, deren Melodien, Mechanismen und Regeln meist weit über hundert Jahre alt sind. „Der ‚Linden Tree Rag‘ etwa“, berichtet Lhotzky, „basiert auf einem Stück von 1850. Das ist eher noch französische Salon-Musik“. Lhotzkys Interpretation des Stücks öffnet eine ganze Welt, in der Jazz die Popmusik seiner Zeit war. Und gleichzeitig klingt diese Musik durch Lhotzkys pianistische Präzision und improvisatorische Vorstellungskraft, sowie den klaren, räumlichen Klang der modernen Aufnahme absolut „heutig“.
Diese Art von Parallelen und Kontrasten macht die Einzigartigkeit von „Rag Bag“ aus. Auf dem Album stehen moderne Interpretationen von Originals und Eigenkompositionen nebeneinander, oft abwechselnd und einander kommentierend. Lhotzkys eigene Stücke nehmen die klaren Strukturen und eingängigen Melodien ihrer Vorbilder auf und verarbeiten sie zu eigenen, intuitiven Gedankenspielen - ohne den Bezugsrahmen zu den Originalen zu sprengen, innerhalb dieser Konstellation aber völlig frei. Als Musterbeispiel mag „Out Of Bondage“ dienen. Es lässt kurz Scott Joplins bekanntestes Stück „The Entertainer“ wie im Traum anklingen, um aber sogleich in ein dramatisches Präludium zu münden, in seinem Impressionismus an Grieg oder Debussy erinnernd, mit Brüchen und Knalleffekt am Schluss.
„Dieses Album bedeutet für mich eine echte Befreiung“, erzählt Lhotzky. „Das Solo-Format erlaubt es mir ganz und gar ich selbst zu sein und meinen Blick auf eine Musik zu teilen, die mir auch heute noch außerordentlich wertvoll und relevant erscheint.“ Mit der Zugänglichkeit und Fröhlichkeit der frühen Jazz-Entertainer, aber im ganz neuen Licht seiner eigenen Auffassung spannt Lhotzky einen weiten Bogen über mehr als ein Jahrhundert Jazzgeschichte. Mit großem Piano-Handwerk und tiefer Durchdringung, aber gleichzeitig unmittelbar, zugänglich, live und aus dem Moment entstehend.