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VÖ: 01.09.2002
Genre: Swedish Jazz, Empfehlungen
"Mit seiner Natürlichkeit zeigt Nils Landgren, wo man das Gemüt immer am zuverlässigsten trifft: mitten ins Herz"-(WELT)
Nils Landgren - vocals and trombone
Anders Widmark – piano
Lars Danielsson – bass
Wolfgang Haffner – drums
FleshQuartet:
Jonas Lindgren – violin
Örjan Högberg – viola
Mattias Hellden – cello
Sebastian Öberg - cello
Chrille Olsson - bass on “Everything must change”
Special Guests:
Esbjörn Svensson - fender rhodes
Rigmor Gustafsson - vocals on ''Fragile''
Viktoria Tolstoy - vocals on ''Be there for you''
Produced by Siegfried Loch and Nils Landgren
Der Balladensänger Nils Landgren
Diana Krall, Jane Monheit, Dee Dee Bridgewater oder auch Natalie Cole – dies sind die Stars einer regelrechten „Standardwelle“, die weltweit Furore machen. Was Wunder, gilt doch die Interpretation von allseits bekannten Balladen, die einen Großteil des „Great American Songbook“ ausmachen, seit jeher als eine der höchsten Disziplinen im Jazz.
Inmitten dieser erlauchten Damenriege nimmt sich Nils Landgren auf den ersten Blick vielleicht etwas merkwürdig aus. Landgren - ist das nicht dieser Typ mit der knallroten Posaune, der in regelmäßigen Abständen die angesagten Hallen zum Köcheln bringt? Stimmt. Aber der schwedische Jazzposaunist hat weiß Gott mehr zu bieten als beinharten, groovigen Funk. Denn was die Beschäftigung mit Balladen angeht, ist Nils Landgren ein alter Hase. Und gesungen hat Nils praktisch schon, seit er denken kann. „In der Schule mussten wir jeden Tag einen Psalm singen, was allerdings nicht gerade meine Begeisterung für den Gesang geweckt hat,“ erinnert sich Nils amüsiert. Eine überzeugende Vorstellung in bester James-Brown-Manier war es, die dem 18-Jährigen schließlich seinen ersten Plattenvertrag einbrachte. Seitdem hat der Gesang Nils Landgren nie ganz losgelassen, allem Erfolg mit seiner formidablen Band Funk Unit zum Trotz.
Zur großen Überraschung der Branchenkenner entwickelte sich Landgrens 1992 aufgenommenes „Ballads“-Album (ACT 9268-2) auch ohne große Publicity zu einem wahren Selbstläufer. Fast 20.000 verkaufte Exemplare sprechen für sich – in der Jazzsparte gelten solche Umsätze als respektable Erfolge. Nun gibt „Mr. Redhorn“ seiner empfindsamen Seite in sich erneut nach und begibt sich wieder auf eine Reise ins Reich der Gefühle. „Sentimental Journey“ – könnte es einen passenderen Titel geben für ein Album von jemandem, der praktisch ständig unterwegs ist, nun aber einen Gang zurückschalten möchte? „Die Zeit war einfach reif für diese Platte nach all den hektischen Tourneen in der letzten Zeit“, erklärt Nils, „ich mochte schon immer ruhige Songs, in denen Geschichten erzählt werden. Ob mit Worten oder mit einem Instrument, das macht dabei für mich keinen großen Unterschied.“
Und von solchen Stories gibt es eine ganze Reihe: „In A Sentimental Mood“ atmet ganz den Duktus eines der größten Jazzmusiker überhaupt, Duke Ellington. Kurt Weills „Speak Low“ verweist auf den intimen Moment vertrauter Zweisamkeit, „Nature Boy“ „My Foolish Heart“ und der Titelsong, „Sentimental Journey“, gehören zum Standardrepertoire eines jeden Vokalinterpreten im Jazz. Doch auch Pop-Künstler wie Sting haben es Nils Landgren angetan, und mit Country-Größen wie Allison Krauss gibt es offenbar auch keine Berührungsängste: „Fragile“ und „Ghost in this House“ reihen sich in der Bearbeitung von Landgren nahtlos ein in die Phalanx der Songklassiker, als hätten sie schon immer dazu gehört.
Viel Herzblut ist bei dieser „Sentimental Journey“ im Spiel, ein Projekt, bei dem auch das kleinste Detail stimmt. Was mag es Langweiligeres geben als eine Platte, auf der jedes Stück annähernd gleich klingt? Nicht so hier. Jeder Song hat ein ganz eigenständiges Arrangement, steht in seiner Schönheit für sich. Landgren, kein Freund von einfachen Lösungen, wollte sich nicht mit Konfektionsware begnügen. Statt eines herkömmlichen Streicherensembles für einen adäquaten Background entschied er sich für das originelle FleshQuartet aus seiner schwedischen Heimat. „Es ist eh schon verdammt schwer, die Ideen, die man permanent im Kopf hat, auch tatsächlich in Klänge umzusetzen“, stellt Landgren fest, „aber dass sie dann in der Realität noch viel besser klingen, als ich es mir je in meiner Phantasie hätte ausmalen können, das hätte ich nie für möglich gehalten. Ich werde dem FleshQuartett für ihren Beitrag zu der Platte immer dankbar sein.“
Zu den Mirakeln des Jazz überhaupt gehört es, dass Musiker offenbar in der Lage sind, ohne jedweden persönlichen Kontakt zuvor Erstaunliches zustande zu bringen. So betrachtet, zeugen die Resultate auf „Sentimental Journey“ von einem weiteren Wunder: „Ich weiß nicht, warum, aber irgendetwas in mir sagte mir, dass ich unbedingt Anders Widmark, Lars Danielsson und Wolfgang Haffner zusammenbringen sollte,“ meint Nils. Keine schlechte Wahl, soviel steht fest. Der Pianist Anders Widmark ist in Schweden eine etablierte Größe. Mit seiner „Carmen“-Einspielung wurde er auch international bekannt. Der Bassist Lars Danielsson ist einer der gefragtesten Spieler des europäischen Jazz, wie zahlreiche Alben, auf denen er als Bandleader und auch als kompetenter Begleiter zu hören ist, beweisen. Und die Biographie des Schlagzeugers Wolfgang Haffner kann bunter kaum sein: Neben seiner Arbeit mit eigenen Formationen gehört er inzwischen zu den international gefragtesten Session-Drummern. Als „special guests“ sind darüber hinaus noch Rigmor Gustafsson und Victoria Tolstoy (beide Gesang) und Nils‘ Labelmate und Freund, der Pianist Esbjörn Svensson, zu hören. Auf dem Titelsong „Sentimental Journey“ hören wir Nils Landgren mit seinen beiden Schülerinnen, den Posaunistinnen Karin und Mimmi Hammar.
Es war ein langer Weg für Nils Landgren, bis er die „Sentimental Journey“ antreten konnte: Mehr als 500 Plattensessions (darunter auch für ABBA), Jazzworkshops mit den renommiertesten Bigbands weltweit, erfolgreiche Tourneen rund um den Globus mit Funk Unit, Künstlerischer Leiter des Berliner Jazzfests 2001 - die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. „Sentimental Journey“ überzeugt nicht zuletzt deshalb, weil sie sich jeder Hektik, jeder berufsbedingten Betriebsamkeit widersetzt. „Das ist mein Baby, für die nächste Zeit zumindest,“ sagt Nils Landgren nicht ohne Überzeugung.
Nils Landgren - vocals and trombone
Anders Widmark – piano
Lars Danielsson – bass
Wolfgang Haffner – drums
FleshQuartet:
Jonas Lindgren – violin
Örjan Högberg – viola
Mattias Hellden – cello
Sebastian Öberg - cello
Chrille Olsson - bass on “Everything must change”
Special Guests:
Esbjörn Svensson - fender rhodes
Rigmor Gustafsson - vocals on ''Fragile''
Viktoria Tolstoy - vocals on ''Be there for you''
Produced by Siegfried Loch and Nils Landgren
Der Balladensänger Nils Landgren
Diana Krall, Jane Monheit, Dee Dee Bridgewater oder auch Natalie Cole – dies sind die Stars einer regelrechten „Standardwelle“, die weltweit Furore machen. Was Wunder, gilt doch die Interpretation von allseits bekannten Balladen, die einen Großteil des „Great American Songbook“ ausmachen, seit jeher als eine der höchsten Disziplinen im Jazz.
Inmitten dieser erlauchten Damenriege nimmt sich Nils Landgren auf den ersten Blick vielleicht etwas merkwürdig aus. Landgren - ist das nicht dieser Typ mit der knallroten Posaune, der in regelmäßigen Abständen die angesagten Hallen zum Köcheln bringt? Stimmt. Aber der schwedische Jazzposaunist hat weiß Gott mehr zu bieten als beinharten, groovigen Funk. Denn was die Beschäftigung mit Balladen angeht, ist Nils Landgren ein alter Hase. Und gesungen hat Nils praktisch schon, seit er denken kann. „In der Schule mussten wir jeden Tag einen Psalm singen, was allerdings nicht gerade meine Begeisterung für den Gesang geweckt hat,“ erinnert sich Nils amüsiert. Eine überzeugende Vorstellung in bester James-Brown-Manier war es, die dem 18-Jährigen schließlich seinen ersten Plattenvertrag einbrachte. Seitdem hat der Gesang Nils Landgren nie ganz losgelassen, allem Erfolg mit seiner formidablen Band Funk Unit zum Trotz.
Zur großen Überraschung der Branchenkenner entwickelte sich Landgrens 1992 aufgenommenes „Ballads“-Album (ACT 9268-2) auch ohne große Publicity zu einem wahren Selbstläufer. Fast 20.000 verkaufte Exemplare sprechen für sich – in der Jazzsparte gelten solche Umsätze als respektable Erfolge. Nun gibt „Mr. Redhorn“ seiner empfindsamen Seite in sich erneut nach und begibt sich wieder auf eine Reise ins Reich der Gefühle. „Sentimental Journey“ – könnte es einen passenderen Titel geben für ein Album von jemandem, der praktisch ständig unterwegs ist, nun aber einen Gang zurückschalten möchte? „Die Zeit war einfach reif für diese Platte nach all den hektischen Tourneen in der letzten Zeit“, erklärt Nils, „ich mochte schon immer ruhige Songs, in denen Geschichten erzählt werden. Ob mit Worten oder mit einem Instrument, das macht dabei für mich keinen großen Unterschied.“
Und von solchen Stories gibt es eine ganze Reihe: „In A Sentimental Mood“ atmet ganz den Duktus eines der größten Jazzmusiker überhaupt, Duke Ellington. Kurt Weills „Speak Low“ verweist auf den intimen Moment vertrauter Zweisamkeit, „Nature Boy“ „My Foolish Heart“ und der Titelsong, „Sentimental Journey“, gehören zum Standardrepertoire eines jeden Vokalinterpreten im Jazz. Doch auch Pop-Künstler wie Sting haben es Nils Landgren angetan, und mit Country-Größen wie Allison Krauss gibt es offenbar auch keine Berührungsängste: „Fragile“ und „Ghost in this House“ reihen sich in der Bearbeitung von Landgren nahtlos ein in die Phalanx der Songklassiker, als hätten sie schon immer dazu gehört.
Viel Herzblut ist bei dieser „Sentimental Journey“ im Spiel, ein Projekt, bei dem auch das kleinste Detail stimmt. Was mag es Langweiligeres geben als eine Platte, auf der jedes Stück annähernd gleich klingt? Nicht so hier. Jeder Song hat ein ganz eigenständiges Arrangement, steht in seiner Schönheit für sich. Landgren, kein Freund von einfachen Lösungen, wollte sich nicht mit Konfektionsware begnügen. Statt eines herkömmlichen Streicherensembles für einen adäquaten Background entschied er sich für das originelle FleshQuartet aus seiner schwedischen Heimat. „Es ist eh schon verdammt schwer, die Ideen, die man permanent im Kopf hat, auch tatsächlich in Klänge umzusetzen“, stellt Landgren fest, „aber dass sie dann in der Realität noch viel besser klingen, als ich es mir je in meiner Phantasie hätte ausmalen können, das hätte ich nie für möglich gehalten. Ich werde dem FleshQuartett für ihren Beitrag zu der Platte immer dankbar sein.“
Zu den Mirakeln des Jazz überhaupt gehört es, dass Musiker offenbar in der Lage sind, ohne jedweden persönlichen Kontakt zuvor Erstaunliches zustande zu bringen. So betrachtet, zeugen die Resultate auf „Sentimental Journey“ von einem weiteren Wunder: „Ich weiß nicht, warum, aber irgendetwas in mir sagte mir, dass ich unbedingt Anders Widmark, Lars Danielsson und Wolfgang Haffner zusammenbringen sollte,“ meint Nils. Keine schlechte Wahl, soviel steht fest. Der Pianist Anders Widmark ist in Schweden eine etablierte Größe. Mit seiner „Carmen“-Einspielung wurde er auch international bekannt. Der Bassist Lars Danielsson ist einer der gefragtesten Spieler des europäischen Jazz, wie zahlreiche Alben, auf denen er als Bandleader und auch als kompetenter Begleiter zu hören ist, beweisen. Und die Biographie des Schlagzeugers Wolfgang Haffner kann bunter kaum sein: Neben seiner Arbeit mit eigenen Formationen gehört er inzwischen zu den international gefragtesten Session-Drummern. Als „special guests“ sind darüber hinaus noch Rigmor Gustafsson und Victoria Tolstoy (beide Gesang) und Nils‘ Labelmate und Freund, der Pianist Esbjörn Svensson, zu hören. Auf dem Titelsong „Sentimental Journey“ hören wir Nils Landgren mit seinen beiden Schülerinnen, den Posaunistinnen Karin und Mimmi Hammar.
Es war ein langer Weg für Nils Landgren, bis er die „Sentimental Journey“ antreten konnte: Mehr als 500 Plattensessions (darunter auch für ABBA), Jazzworkshops mit den renommiertesten Bigbands weltweit, erfolgreiche Tourneen rund um den Globus mit Funk Unit, Künstlerischer Leiter des Berliner Jazzfests 2001 - die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. „Sentimental Journey“ überzeugt nicht zuletzt deshalb, weil sie sich jeder Hektik, jeder berufsbedingten Betriebsamkeit widersetzt. „Das ist mein Baby, für die nächste Zeit zumindest,“ sagt Nils Landgren nicht ohne Überzeugung.