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Birgit Minichmayr
As An Unperfect Actor - Nine Shakespeare Sonnets

VÖ: 28.05.2021

Genre: Empfehlungen, Vocal Jazz

CD

17,50 €*

ACT 9931-2, 614427993120
Birgit Minichmayr / vocals
Bernd Lhotzky / piano & musical director
Mulo Francel / tenor sax, clarinet, double-bass clarinet & sansula
Andreas Hinterseher / accordion, bandoneon, vibrandoneon
Philipp Schiepek / guitar
D.D. Lowka / double bass & percussion


Als im Jahre 1609 William Shakespeares Sonette erschienen, sollten sich die Leser wundern. „Romeo und Julia“ und „Macbeth“ waren in frischer Erinnerung und er als großer Dra-matiker wohlbekannt, seine Liebesgedichte aber gaben Rätsel auf. So widersprüchlich, abgründig, geheimnisvoll, manchmal verstörend und auch provozierend waren sie, ganz anders als die damaligen Gepflogenheiten. Schöpfte Shakespeare aus seiner Lebenswelt oder waren die Sonette doch Fiktion? Auf jeden Fall markierten sie den Beginn der modernen Lyrik und sie trafen das damalige Publikum mit großer emotionaler Wucht…

412 Jahre später haben Shakespeares Sonette nichts an ihrer Magie verloren. Diese Faszination brachte die Schauspielerin Birgit Minichmayr und den Pianisten und Komponisten Bernd Lhotzky zusammen, um gemeinsam neun der insgesamt 154 Sonette in Töne zu gießen, sie zu kommentieren und gar auf eine neue Deutungsebene zu heben. Auf „As An Unperfect Actor“ erhalten sie dabei Unterstützung von Quadro Nuevo, dem aben-teuerlustigen Ensemble um den Saxofonisten Mulo Francel.

Für Birgit Minichmayr ist das Projekt ein Debüt, erstmals legt die Schauspielerin ein vollständiges Album als Sängerin vor. Filme wie „Alle Anderen“, für den sie 2009 den Preis der Deut-schen Filmkritik als beste Darstellerin erhielt, Matthias Glasners „Gnade“ (2012) oder „3 Tage in Quiberon“ (2018) von Emily Atef haben sie auf der Leinwand bekannt gemacht, nun greift sie zum Mikrofon. Aufregendes Neuland, doch bei Shakespeare ist Minichmayr ganz zu Hause: Als Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters hat sie immer wieder die erschütternd dramatischen Lebenswege der Figuren des Dramatikers durchlebt, vor allem die dämonische Wut der Lady Macbeth, die Traurigkeit der Ophelia und sogar die unbequemen Wahrheiten des Narren in König Lear.

Minichmayrs berauschende Musikalität besticht. Ihre bittersüße Stimme ist ergreifend und von großer Eindringlichkeit. Mit natürlichem Instinkt findet sie kunstvolle Wege der Phrasierung. Dafür hat ihr Bernd Lhotzky eine breite und ungemein sinnstiftende musikalische Bühne geschaffen, auf der sie sich ausbreiten kann. Wie Minichmayr sagt: „Er ist so tief in die Bedeutung jedes Sonetts eingestiegen. Wir haben viel über die Farbe und die Bedeutung jedes Gedichts gesprochen."

Bereits im Eröffnungsstück wird dies eindrucksvoll deutlich
: Bei „My Mistress’ Eyes“ macht Minichmayr unmissverständlich klar, wer hier die Führung durch die wundersame Welt der Sonette übernimmt, und sprichwörtlich „die Hosen anhat“, denn zu Shakespeare Zeiten, durften noch keine Frauen auf die Bühne. Lhotzky kommentiert dies mit einem bissigen, der Männerdomäne zuzuordnendem Tango, der aber hier eben furchtlos von einer Frau gesungen wird. Im Laufe des Albums wird der Hörer dann auf magische Weise an neue musikalische und emotionale Orte transportiert. Ein Bad der Gefühle, wie Minichmayr sagt: „Durch das Singen war ich in der Lage, tiefe Liebe zu finden, oder tiefe Traurigkeit. Das hat mich sehr berührt.“ Wir sind direkt in der elegischen Welt von „Sin Of Self-Love“ oder im Weltschmerz von „Tired With All These“ und landen in der Dur-Zufriedenheit von „Mine Eye Hath Played The Painter“. Lhotzky erweist sich dabei als äußerst facettenreicher Tonsetzer. Man kennt ihn vor allem von den „Echoes of Swing“, aber seine Bandbreite bei „As An Unperfect Actor“ ist weitaus größer, mit Anspielungen an das Songwriting eines Georges Brassens, Robert Plant oder auch James Taylor. Es sind die Leichtigkeit und Geradlinigkeit in Lhotzkys Melodien, die den Hörer ganz unmittelbar berühren.

Mit Quadro Nuevo hat Lhotzky ideale Partner gefunden, seine musikalischen Ideen umzusetzen. Die Weltenbummler in Sachen Musik haben abseits der gängigen Genre-Schubladen eine ganz eigene Sprache der Tonpoesie entwickelt. Ob Tango, orientalisch, chansoniesk oder ganz jazzig - märchenhafte Klangfarben, Verve und großes Einfühlungsvermögen machen die Band einzigartig. Besondere Beachtung verdient der junge Philipp Schiepek. Lhotzky: „Er ist ein phänomenaler Gitarrist. Mit seiner akustischen Gitarre bringt er uns zurück zu den Ursprüngen, zu John Dowlands Liedern mit Laute. Und die Tatsache, dass er auch elektrische Jazzgitarre spielt, ist ein Bindeglied über die Jahrhunderte hinweg.“

Auf „As An Unperfect Actor“ haben sich Bernd Lhotzkys kaleidoskopische musikalische Vision und Birgit Minichmayrs Gespür für Stimmungen triumphal vereint. In dieser „perfekten Zeremo-nie des Liebesrituals“, wie es im Sonnet #23 heißt, scheinen ihnen die Überraschungen nie auszugehen. In dem sie Shake-speares Sonette im wahrsten Sinne des Wortes zum Klingen bringen, haben sie so eine neue, ganz eigene Form der Erlebnis-lyrik erschaffen.
Birgit Minichmayr
Als Schauspielerin ist die in Österreich geborene Birgit Minichmayr längst ein Star. Aber auch als Sängerin sticht sie heraus. Minichmayrs berauschende Musikalität besticht. Ihre bittersüße Stimme ist ergreifend und von großer Eindringlichkeit. Mit natürlichem Instinkt findet sie kunstvolle Wege der Phrasierung.Ihre Schauspielausbildung erhielt Minichmayr am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Von 2007 bis 2011 war sie festes Ensemble-Mitglied am Burgtheater in Wien und zählte von 2011 bis 2013 zum festen Ensemble des Residenztheaters in München. Seit 2014 arbeitet sie frei an den renommierten Bühnen in Wien, München, Berlin und Hamburg. Im Laufe ihrer Karriere arbeitete sie u.a. unter der Regie von Frank Castorf, Klaus Maria Brandauer, Dimiter Gotscheff, René Pollesch, Stephan Kimmig, Luc Bondy und Martin Kušej.2001 wurde Minichmayr bei der Berlinale als einer der „Shooting Stars“ des europäischen Films präsentiert. 2005 spielte sie in Tom Tykwers Film „Das Parfum“ die Mutter der Hauptfigur. 2009 waren sie und Lars Eidinger in Maren Ades Film „Alle anderen“ als ungleiches Liebespaar zu sehen. Minichmayr erhielt dafür den Darstellerpreis der 59. Berlinale. 2012 spielte sie neben Jürgen Vogel die Hauptrolle in Matthias Glasners Wettbewerbsfilm „Gnade“. 2017 war sie in „Animals – Stadt der Tiere“ von Greg Zglinski im Kino zu sehen, der auf der Berlinale 2017 seine Premiere feierte. Außerdem stand sie zuletzt für Özgür Yildrims „Nur kann mich richten“ mit Moritz Bleibtreu vor der Kamera.Insgesamt hat sie mit den interessantesten deutschsprachigen Regisseuren zusammengearbeitet, darunter weiterhin Jan Schütte, Götz Spielmann, Hendrik Handloegten, Doris Dörrie, Michael Haneke und Lars Kraume. 2018 wurde sie für Ihre Rolle in Emily Atefs „Drei Tage in Quiberon“ für die beste weibliche Nebenrolle mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet.Im Fernsehen sah man sie kürzlich u.a. in der Dramaserie „Die Neue Zeit“ (2019) von Lars Kraume Außerdem steht sie seit 2015 für die Thriller-Serie „Dengler“ (2015 - 2019) vor der Kamera. Weitere nennenswerte Hauptrollen waren in „Die Verführerin Adele Spitzeder“ (2011) von Xaver Schwarzenberger sowie in „Eine Liebe für den Frieden – Bertha von Suttner und Alfred Nobel“ (2015) von Urs Egger.