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Joachim Kühn
Speaking Sound

VÖ: 31.01.2020

Genre: Piano Jazz

CD

17,50 €*

ACT 9630-2, 614427963024
„Transparent klingende Dialoge und schöne Musik, die vor allem eine tiefe Ruhe ausstrahlt.“-Jazz thing (DE)

Joachim Kühn / piano
Mateusz Smoczyński / violin & baritone violin

Recorded by Gerard Guse at Salinas Studio, Ibiza, Spain, 24. - 26.4. 2019 Mixed by Jan Smoczyński at Studio Tokarnia, Nieporęt (Poland) Mastered by Klaus Scheuermann Steinway C tuned by Antonio Perez de Olaguer

the art in music:Cover art by Wojciech Fangor, E 9, 1966, oil on canvas, 127 x 127 cm © courtesy of Fangor Foundation

Das Zusammentreffen der beiden gleicht einem Glücksfall. Ihre musikalischen Unterhaltungen entzünden sich an prägnanten Themen und Motiven, entfalten sich frei und erweisen sich zugleich hochkonzentriert. Joachim Kühn und Mateusz Smoczyński entdecken Wege ins Offene, finden zu einem gemeinsamen Puls und einem gemeinsamen Atmen.

Die Klänge sprechen für sich, Speaking Sound
. Im Jazz ging es immer darum, auf den Instrumenten zu sprechen und einen persönlichen Klang auszuprägen. Joachim und Mateusz Smoczyński gelingt das im Dialog ebenso einvernehmlich wie spannungsvoll. Beide haben Wurzeln in der Klassik, der in Leipzig geborene, auch mit Bach aufgewachsene Pianist und der vier Jahrzehnte jüngere Geiger, Absolvent der Frédéric Chopin Musikakademie in Warschau. Entscheidend für das Schaffen beider wurde die Vitalisierung der europäischen Tradition durch die freien Ausdrucksmöglichkeiten des Jazz.

Während Joachim Kühn gegenwärtig mit seinem New Trio eine magische Dynamik aus Rasanz und Grooves in Gang zu setzen weiß, findet er im Duo mit Mateusz Smoczyński zu vergleichsweise kontemplativen Stimmungen. Bei diesen Dialogen im Medium des Klanges, sagt Joachim Kühn, habe sich ein ruhiges, positives Gefühl entwickelt. Um Wärme und Geben ging es auch Ornette Coleman, dem frühen Idol von Joachim Kühn, mit dem er schließlich aufs engste zusammenarbeiten konnte. Während Kühn mit seinem aktuellen Soloprojekt "Melodic Ornette Coleman" die einzigartige Schönheit der Melodien von Coleman erstrahlen lässt, bringt er in das Spiel mit Mateusz Smoczyński eigene Kompositionen ein, dazu Stücke mit ihm befreundeter Musiker wie "Schubertauster" von Vincent Peirani. Der Grundgestus bleibt europäisch, weitet sich aber bei Rabih Abou-Khalils "I‘m Better Off Without You" wie auch bei Gurdjieffs "No. 40" aus dessen "Asian Songs and Rhythms" in Richtung Osten.

Klavier und Geige, das ist ein klassisches Format. Und das bleibt es auch in dieser Konstellation. Dennoch wäre diese grenzenlose Kammermusik nicht denkbar ohne den Impuls des Jazz. Einen gemeinsamen Bezugspunkt von Joachim Kühn und Mateusz Smoczyński bildet das Schaffen des polnischen Jazzgeigers Zbigniew Seifert. Wie keinem zweiten vor ihm gelang es Seifert, etwas vom Klang und vom Spirit Coltranes auf die Violine zu übertragen und zugleich seine eigene, seine slawischen Mentalität einfließen zu lassen.

Joachim Kühn war mit dem 1979 tragisch früh verstorbenen Geiger eng befreundet und hat glänzend mit ihm zusammengearbeitet. Auf Kühns Platten "Cinemascope" und "Springfever" kann man das nachhören, ebenfalls auf Seiferts epochaler Einspielung "Man Of The Light" von 1976. Joachim Kühn saß auch am Klavier, als 1974 mit dem Rundfunkorchester des NDR in Hannover Seiferts "Jazz-Konzert für Violine, Sinfonieorchester und Rhythmusgruppe" uraufgeführt wurde.

Keiner, der in Polen Jazz auf der Violine spielt, kommt an Zbigniew Seifert vorbei
. Mateusz Smoczyński hat das Schaffen des Vorbildes verinnerlicht, zugleich zu einer eigenen Sprache gefunden und eine individuelle, brillante Technik entwickelt. Dafür wurde er 2016 bei dem nach Seifert benannten Internationalen Wettbewerb für Jazzviolinisten in Krakau mit dem Grand Prix ausgezeichnet. Smoczyński ist Mitbegründer des weit über Polen hinaus bekannten Atom String Quartet und war 2012 bis 2016 Erster Violinist im legendären Turtle Island String Quartet. Er arbeitet mit einem eigenen Quintett, mit seinem New Trio, ist als Komponist, u.a. mit dem Vio-linkonzert "Adam's Apple" hervorgetreten, und hat auch ein Solo-Album vorgelegt.

Joachim Kühn und Mateusz Smoczyński standen erstmals 2009 anlässlich der polnischen Erstaufführung von Seiferts Violinkonzert in Krakau gemeinsam auf der Bühne. Diesem Konzert mit dem Kra-kauer Philharmonischen Orchester folgte 2018 ein weiteres, nun mit dem Nationalen Sinfonieorchester des Polnischen Rundfunks in Katowice. Bei dieser Gelegenheit stellte Joachim Kühn mit Freude fest, wie grandios sich der immer noch jung zu nennende Geiger inzwischen entwickelt hatte. Nach Duo-Improvisationen in der Gar-derobe der Philharmonie von Katowice schlug Joachim Kühn gemeinsame Aufnahmen in seinem Haus auf Ibiza vor.

Fünf Monate später, im April 2019, stand Mateusz Smoczyński mit seiner Geige neben Joachim Kühn am heimischen Steinway
. In entspannter Atmosphäre, mit weitem Blick auf die Salinen an der Südspitze der Insel und das angrenzende Meer entstanden vierein-halb Stunden Musik - fast alles First Takes. Einige der eindrücklichs-ten finden sich auf diesem Album. Transparente, leuchtende Dialoge. Eloquenz ohne Geschwätzigkeit, Schönklang ohne Trivialität. Zwei Musiker, die sich gegenseitig inspirieren, einander vertrauend, in sich ruhend in einer aus den Fugen geratenen Welt.
Joachim Kühn
Eindringlichkeit und WahrhaftigkeitRund um seinen 80. Geburtstag am 15. März 2024 wandert Joachim Kühn über ein Hochplateau seiner Piano-Kunst, schöpft aus der Fülle der Erfahrungen und konzentriert sich ganz auf die Gegenwart, auf den Moment. Wie schon sein ganzes Leben lang. Dennoch muss man zu diesem Anlass festhalten: Wie kein anderer Jazzpianist aus Deutschland hat sich Joachim Kühn einen Platz in der internationalen Spitze des Genres erspielt. Er kann auf Jahrzehnte eines Schaffens zurückblicken, in denen er Jazzgeschichte nicht nur miterlebt, sondern maßgeblich mitgestaltet und vorangetrieben hat. Joachim Kühns Bedeutung unterstreicht auch das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse, welches ihm Bundespräsident Frank Walter Steinmeier am 12.4. verleiht. Joachim Kühn und ACT-Gründer Siggi Loch teilen eine mehr als 50-jährige Verbindung, die mit der Veröffentlichung von „Springfever“ 1972 auf Atlantic Records begann, sich seit 1992 auf ACT fortsetzt und in der aktuellen Dekade unter Andreas Brandis eine fruchtbare Fortführung findet. Kühns 19 Alben auf ACT zeigen einen Musiker von beeindruckender Bandbreite. Diese reicht von der Jazzsymphonie „Europeana“ über das Nordafrika und Europa vereinende Trio Kühn / Bekkas / López und das Joachim Kühn New Trio bis zum generationenübergreifenden Duo mit Michael Wollny und mehreren Soloaufnahmen. In seinem Spiel verbindet Joachim Kühn ein unbändiges Streben nach künstlerischer Freiheit mit einem untrüglichen Sinn für musikalische Qualität und spielerische Leichtigkeit mit starken Emotionen. Seine Konzerte und Aufnahmen gleichen Ereignissen, entfalten sich in rauschhaften Improvisationen und finden wie von selbst zu faszinierenden Verlaufsformen. Das trifft auf seine Soloauftritte ebenso zu wie auf sein Spiel im New Trio mit dem Bassisten Chris Jennings und dem Schlagzeuger Eric Schaefer wie auch auf das Duo mit dem Jahrzehnte jüngeren Michael Wollny – dokumentiert auf zwei ACT Alben, zuletzt auf „DUO“ Anfang 2024. Kühn und Wollny sind einander wesensverwandt in der Tiefe des musikalischen Empfindens, in ihrer überbordenden Phantasie, ihrer künstlerischen Kompromisslosigkeit und im Streben nach dem Überschreiten musikalischer Grenzen. Kann man im Spiel der beiden einen Nachhall der großen klassischen und romantischen Klaviertradition hören, so offenbart Joachim Kühn im Trio wie stark er die Essenzen des Jazz assimiliert hat und zugleich in eine eigene, innovativ orientierte Klangsprache zu transformieren zu weiß. Die Laufbahn von Joachim Kühn umspannt Zeiten, Länder, Kontinente und lässt bei allen musikalischen Umbrüchen eine Konstante erkennen: Das Streben nach Freiheit. Geboren 1944 in Leipzig, hat er sich seit früherster Jugend an den Großen orientiert – an John Coltrane, an Ornette Coleman, an Bach. Sein älterer Bruder, der Klarinettist Rolf Kühn, wurde sein Vorbild und später sein musikalischer Partner. Mit seinem frühen Idol Ornette Coleman verband ihn eine lange und intensive Zusammenarbeit. Und die Verehrung für Johann Sebastian Bach wurde im gemeinsamen Musizieren mit dem Leipziger Thomanerchor zu einer klanggewaltigen Reminiszenz. Joachim Kühns atemlose Karriere lässt sich kaum mehr im Zeitraffer erfassen: Free Jazz im heißen Klima der sechziger Jahre in Paris, Fusion Music in Kalifornien, moderner Jazz in New York, Solo, Duos, Trios, unzählige Platten, schließlich die Entscheidung für Ibiza als Wohnsitz, von dem aus die Wege den Pianisten in alle Welt führen. Für jemanden wie Joachim Kühn, der zu einhundert Prozent in der Musik lebt, gibt es keinen Stillstand. Sich weiterzuentwickeln ist für ihn eine innere Triebkraft, obwohl er sich längst mit dem Erreichten glücklich und zufrieden geben könnte. Er hat mit der Königsklasse des Jazz gespielt, mit Musikern wie Ornette Coleman, Archie Shepp, Pharoah Sanders und Joe Henderson. Er hat mit seinem Bruder Rolf und dem Coltrane-Bassisten Jimmy Garrison "Impressions Of New York" aufgenommen. Sein Trio mit Daniel Humair und Jean-François Jenny-Clark ist aus der europäischen Jazzgeschichte nicht mehr wegzudenken. Und im Trio mit Majid Bekkas und Ramón López oder im Duo mit Rabih Abou-Khalil gelang ihm die Öffnung des Jazz zu den Kulturen der Welt. Doch für diesen Pianisten hat die Suche kein Ende. Technisch gibt es für ihn schon lange keine Grenzen mehr. Es geht ihm, sagt Joachim Kühn, um die pure Musik. Mit der größten Eindringlichkeit und Wahrhaftigkeit
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